Natsuo Kirino: Die Umarmung des Todes

Vier unterschiedliche Frauen arbeiten Nacht für Nacht in der Lunch-Fabrik am Band. Als eine von ihnen im Affekt ihren Mann tötet, läuft das Leben der einzelnen völlig aus der Bahn. Von der Monotonie der Fließbandarbeit genauso gefangen wie von der Gleichförmigkeit ihres Lebens werden Masako, Yoshië und Kuniko unausweichlich mit ihren persönlichen Problemen konfrontiert, als sie versuchen, den Mord an Yayois Mann zu vertuschen.

Natsuo Kirino lässt den Mord und seine Konsequenzen relativ früh geschehen und führt den Leser danach langsam und bedächtig an die Auswirkungen der einzelnen Erzählstränge heran. Dabei ist ihr mit dem Nachtclub- und Casinobesitzer Satake die wahrscheinlich beste Figur ihres Romans gelungen. Im Vergleich zu den anderen Protagonisten ist sein persönlicher Wandel und seine Verstrickung in die Geschichte die interessanteste.

Bedingt durch die Absurdität der Ereignisse und dem verzweifelten Ausweg, die Leiche zu zerstückeln, zieht „Die Umarmung des Todes“ die Spannung in erster Linie aus den Umständen der Geschichte. Die deutlichste Schwäche des Romans sind die kühlen, distanzierten Dialoge, die in ihren ruppigen, kurzen Sätzen das Handeln der Personen oft im Unklaren lassen.

Ich wage kaum, es auf die Mentalitätsfrage zu schieben, aber vergleichbare europäische Romane dringen in ihren Dialogen tiefer ein. Dadurch bleiben Masako, Yoshië, Kuniko und Yayoi dem Leser auf Distanz. Man folgt interessiert ihrem Schicksal, fühlt sich ihnen aber in keiner Weise verbunden oder solidarisch. Trotzdem ist Natsuo Kirinos Ritt durch mühsam verdeckte Abgründe und Obsessionen ein gelungener Roman, geht aber nicht wirklich unter die Haut.

Natsuo Kirino
ie Umarmung des Todes.
Goldmann
VÖ: 1.12.2003

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