Non Stop Dancing 1972/2

Oh mein Gott, was für ein gütig blickender James Last auf dem Cover! Da fühlt man sich doch gut aufgehoben. Hat ein bisschen was Jesus-haftes, find ich. Mit gepflegteren Haaren, natürlich. Wir wissen ja alle, wie Jesus damals rumlief, mit diesen langen Zotteln. Und es gab bestimmt Leute, die James Last gern ans Kreuz genagelt hätten für seine Musik, höhö – um die Parallele noch weiterzuspannen.

Wir sind also gefangen in einer Welt aus Orange- und Brauntönen: Willkommen bei Non Stop Dancing 1972, Teil 2. Und es geht direkt los mit Deep Purples „Fireball“, bevor der heitere „Beautiful Sunday“ aufblüht und abgelöst wird von „Samson an delilah“… Neil Young befindet sich hier in heiliger Eintracht mit Tony Christie, Vicky Leandros und Giorgio Moroder. Was Sie besser nicht über 1972 gewusst hätten – hier erfahren Sie es. Für die Deep Purple-Fans mag es schmerzlich sein. Die Tony Christie-Fans sind durch den schmeichelnden Bigband-Sound versöhnt. Und den Giorgio Moroder-Käufern ist eh alles egal.


Musikalisch schneidet die Platte jedenfalls gut ab. Kickasst, hat wieder diese nebulösen Chorgesänge und ackert sich zügig durch einen Riesenpacken Hits. Groovt, hat Flow und Soul – um hier mal mit anglösen, nichtssagenden, wenn auch belobigenden Etiketten um mich zu schmeißen. Ich weiß nicht, wie ich es anders sagen soll. Die Platte ist flott, hat Pep und macht einfach Laune.

Warum die Tracklist auf einem gelben Riesensticker hinten aufs Cover geklebt ist? Weiß ich auch nicht. Vielleicht ist die „Schöne Maid“ erst in allerletzter Sekunde mit drauf genommen worden. Und dafür flog der „Zug nach Nirgendwo“ raus oder so. Oder die Frau des Polydor-Chefs fand die Farbe so nett. Oder man hatte die Tracklist einfach komplett vergessen und es erst gemerkt, als alle Cover schon gedruckt waren. Danach waren im Umkreis von 500 km alle gelben Sticker ausverkauft, aber macht ja nichts