Non Stop Evergreens

28 immergrüne Melodien zum Tanzen

Auch sehr schönes Cover, diese Platte. So sah das aus, wenn man in den 70ern Kunst machen wollte. Und gemacht hat! Ist doch wirklich gelungen: Bildmitte scharf, Rest unscharf und strahlenförmig von innen nach außen gehend. Hat so was Dynamisches, natürlich. Und dann diese Komposition aus Orange, Rot und viel Grün – schließlich geht es um Evergreens – Zwinker-Zwinker.

An dieser Stelle muss ich mal den Schriftzug von James Last loben. Diesen typischen, mit den runden, prallen Buchstaben. Die sehen ein bisschen aus wie aufblasbare Sitzmöbel. Man kann sie toll bunt ausmalen – also nicht ich, aber die Layouter. Ich hab sie wirklich schon in allen Farben des Regenbogens gesehen (die Buchstaben, nicht die Layouter). Je nachdem, welche Farben das Cover hatte. Sie haben so was Schwungvolles, Optimistisches. Und sie sind bis auf winzige Kapitälchen abgerundet: man kann sich nicht wehtun an ihnen. Also, wenn man dranstößt oder dagegen läuft. Und sie sind unzweifelhaft auch heute noch stylish – das muss man sich mal vorstellen! Wer mag sich das nur ausgedacht haben? Ich würd gern mal gratulieren kommen.

Und ich gratuliere auch zu der gelungenen Platte. Das ist wirklich ´ne feine Sache, diese Non Stop Evergreens. Warum wird „Non Stop“ hier eigentlich auseinander geschrieben? Bei den Nonstop Parties und Nonstop Dancing ist das ein Wort. Komisch. Bisschen inkonsequent. Egal.

Die Evergreens kommen ja naturgemäß nicht so penetrant up to date daher. Sie liegen halt so rum, seit Jahrhunderten. Schlafen ein bisschen. Und wenn man sie nett weckt, tun sie einem die Liebe und bewegen sich. James Last hat sie sehr nett geweckt. Und irgendwie ist diese Kombination aus alten Swing-Klassikern, Filmsongs und Traditionals zusammen mit hypermodernem Happy Sound schon apart. Das unwiderstehliche James Last Orchester walzt sie mit seiner Fröhlichkeit einfach nieder. Und wenn sie am Morgen danach einsam in ihre Schlafgrotten zurücktrotten, haben sie immer noch bunte Luftschlangen im Haar und Glitter auf den Wangen. Und ein süßes Lächeln im Gesicht…
Es ist schon eigenartig. Der Happy Sound hat was sehr Penetrantes, Rücksichts- und Respektloses. Gleichzeitig versucht er aber immer, die verwursteten Stücke gut aussehen zu lassen. Also doch liebevoll, wenn auch den Partyauftrag fest im Blick.

Und man muss sagen: Mann, oh Mann, das Orchester spielt mal wieder wie der Teufel. Geschmeidige Orgel, Bläser in Höchstform, ein Drummer mit mindestens zwanzig Zauberhändchen und einfach jedes Detail perfekt. Ein Dschungel von Sound! Tut mir leid, mir fehlen da die angemessenen Worte, aber es groovt einfach wahnsinnig. Hier wär man gern im Studio dabeigewesen – vorausgesetzt, die Musiker haben das synchron eingespielt.

Hier singt übrigens auch wieder der namenlose Chor mit. Bevorzugt auf die Silben La-Di-Da. Hat eigentlich mal jemand was über die Sprachlosigkeit solcher Chöre geschrieben? Was ist das? Wie nennt man das? Worte sind das nicht, Scatten geht auch anders. Nein, es ist wohl Silben-Chorgesang. Lustig finde ich, wenn dieser Chor dann ganz unvermittelt doch mal einen ganzen Satz singen darf, zum Beispiel „Don´t fence me in“. Da gab´s zwei Potpourris lang nur La-Ba-La-Ba, vielleicht noch La-Di und Na-Na. Und auf einmal: Don´t fence me in. Und dann versinken diese hörbar schönen Menschen – denn nur schöne Menschen singen in solchen Chören – wieder in Sprachlosigkeit. Bis auf ein mal – Ladada Ladada – Night and Day!

Können die sich eigentlich in den Pausen noch richtig artikuliert unterhalten, diese Chorleute? Oder sind die auch innerhalb des James Last-Orchesters und auf Tourneen ghettoisiert, weil sie nur noch Na-Na-Na oder Ba-Di-Ba-Di radebrechen können? Verkümmert die Sprachfähigkeit, wenn man lange in solchen Chören singt? Sind diese Menschen alle geschieden? Zahlt James Last die Invalidenrente? Oder ist das schon das Gnadenbrot, dieser Backinggesang?

Zurück zu den Titelm: In the Mood ist auch noch drauf, La Bamba, Who´s sorry now, Rum and Coca Cola, Tea for two, Quando Quando, Day O, Sixteen Tons, Ain´t she sweet, Tom Dooley, Goody-Goody und so fort. Wirklich ein Swing-Festival mit üppiger Orchestrierung. Was ja auch so´n Kennzeichen des James Last-Sounds ist: Großzügigkeit. Hier noch ´ne Rassel, dort noch ´n Becken und hundert klatschende Hände – wir haben´s ja… Toll!