Non Stop Dancing ´85


James Last ist ein Beamter. Er macht einfach Jahrzehnte das, was er gelernt hat, oder? Aktuelle Hits zu verswingten Potpourris zusammenzupacken. Egal, was. Egal, wie. Inzwischen haben auch Synthesizer und rockige Gitarren bei ihm Einzug gehalten – also, als zum Fundament gehörend.


Nur – wurden in den 80ern noch Parties gefeiert, wo solche Musik lief? In den 70ern kann ich mir das ja gut vorstellen. Aber ´85? Hier sind zum Beispiel Giorgio Moroders „Reach out“ oder „Jump (for my love“ und „Dancing with tears in my eyes’ drauf. Bei den ersten beiden schlägt er sich gut. Aber das Ultravox-Lied klingt irgendwie runtergespielt.

Nein, eigentlich klingt das alles runtergespielt. Wo ist das lodernde Feuer der 70er? Wo die grellen Farben, das Tanzfieber? Das hier ist für Leute, die zu den – auch nicht viel peppigeren – Originalen schon Sicherheitsabstand halten.

„Such a shame“. Wer das Original als harmlosen Pop abtut, soll sich mal anhören, was James Last draus macht. Ein müdes Zweiviertel-Stück ohne einen Funken Swing. Ich hab mir ja mal das Hirn zermartert, wie sehr sich James Last bearbeitend an den Stücken vergreifen darf. Ich kam zu dem Schluss, er darf eigentlich alles machen. Aber hat er nicht die verdammte Pflicht, sie wenigstens swingen zu lassen? Ja, ich glaube schon.

Gut, „I won´t let the sun go down“ funkt ganz schön. Das lustige an den Non Stop-Platten ist ja auch, dass sie ihrer Zeit immer hinterherhinken. Das ist die Tragik von James Last: andere machen frische Musik. Überraschen und verzücken die Welt mit neuen Ideen. Und dann kommt er hinterhergehumpelt, sammelt das ganze Zeug ein und dreht es durch den Happy Sound-Wolf. Wer wissen will, was 1985 in den Charts war, der braucht natürlich Non Stop Dancing 1986!

„Reach out“, „Dancing with tears in my eyes“, „She bop“, „I just called to say I love you“ – alles Musik von 1984!

Und warum, um herrgottswillen, ist vom wunderbaren „She bop“ nur ein Potpourri drauf, aber „I just called to say I love you“ in voller, peinigender Länge? Und warum rockt Geier Sturzflugs „Einsamkeit“ nichtmal ein kleines bisschen? Ich bin ja wirklich James Last-Fan. Aber das hier tut weh. Das ist wirklich die Geburtsstunde der Hermes House Band. Weniger feinfühlend und swingresistent kann die auch nicht an Songs rangehen. Ja, „lass mich doch endlich mal allein.“ Auf die von Last mitkomponierte Gag-Nummer „Uauauaua“ will ich aus pietätsgründen gar nicht erst eingehen.

„Wake me up before you gogo“ geht. Queens “It´s a hard live’ (hard live?? Steht hier so.) hat die Welt schon im Original nicht gebraucht. Und hier ist es in über vier Minuten drauf. An Bronski Beats „Smalltown boy“ kamen sie aber nicht vorbei, und es ist auch gar nicht so schlecht geraten. Noch ein bisschen Klaus Lage, Prince, Lionel Richards, Frankie goes to Hollywood – und Bob Marley. Kann sich jemand erinnern, dass Bob Marleys „Exodus“ 1984 nochmal ein Hit war? Ach, irgendwo auf der Welt bestimmt. Na dann. Happy partying.