Da hat der Kostümbildner nicht lang überlegen müssen. Eine Weihnachtsplatte? Da verkleiden wir James Last doch als Weihnachtsmann! Und Herr Last macht ja bekanntlich jeden Unfug mit. Wahrscheinlich ist das Foto eh im Sommer geschossen. Sowas kann man ja nicht erst im Winter machen, dann ist es zu spät. James Last steht also im nicht klimatisierten Studio und schwitzt als Weihnachtsmann vor sich hin.
Während es sich seine Band bei ein paar Takten Beach Party gut gehen lässt. Natürlich von Platte. Der Chef ist ja weg, der hätte ihnen sonst ganz schön was erzählt. „Ey! Wofür habt Ihr Hände, Münder und Instrumente?!! Spielt das gefälligst selbst. Andere wären froh, wenn sie so was könnten. Und der Plattenspieler fliegt jetzt endgültig raus hier!“
Ich hoffe, ich kann durchsetzen, dass diese Platte bei der nächsten Familienweihnacht gespielt wird. Das ist nämlich zum Wahnsinnigwerden. Die Familienweihnacht wird mittlerweile bei mir gefeiert. Aber die Hintergrundmusik bestimmt immer noch – meine Mutter! Sie versucht´s zumindest. Letztes Jahr hat ihr der Saarländische Rundfunk einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Kulturkanal lief etwas definitiv Unweihnachtliches. Und auf der Schlagerwelle wurden Märchen gelesen. Ich hab dann versucht, heimlich einen Kaempfert unterzujubeln, der auf meinem Gabentisch lag. Wär auch sehr edel gewesen. Ist nur leider die Einspielung vom Londoner Konzert, und da experimentiert Kaempfert mit gewaltigen Dynamik-Wechseln. So oft kann man gar nicht zum CD-Player rennen und leiser machen, wie der seine Fortissimo-Passagen abfeuert…
Wenn ich in Therapie wär, stünde das Arbeitsziel für dieses Jahr schon fest: bei der Familienweihnacht in meiner Wohnung meine Musik laufen zu lassen. Und das wäre dann James Last! Außerdem hätte ich da natürlich noch das legendäre Christmas-Album von Phil Spector anzubieten. Aber das ist dann schon die nächste Stufe. 2005…
Ich weiß, meine Mutter wird ein Haar in der James Last-Suppe finden. Aber ansonsten möchte ich doch mal in die Runde fragen: Liebe Leute, was lässt sich denn gegen diese tolle Musik einwenden? Das klingelt und rasselt, wie es an Weihnachten sein muss. Nein, es perlt! Und einen Raumklang zaubert James Last, dass es eine Freude ist. Von ganz weit hinten klappert da ein kleines Hölzchen. Während vorne eine Glockenspiel-Combo „Es ist ein Ros entsprungen“ tupft. Die hohen Frauenchöre auf die Silbe „Ha“ – nie waren sie passender als hier! Und ich vermute, genau diese Chöre auf „Ha“ wären auch das missing link zu der Weihnachtsmusik, die meine Mutter jedes Jahr fieberhaft im Radio sucht. Doof, dass wir hier nur noch einen Privatsender und RTL Oldie Radio haben…
Nein, dieses Jahr ist James Last dran! Ich möchte mich auch ausdrücklich bedanken für die tolle grüne Farbe auf der Coverrückseite. War das nur für Holland vorgesehen? Ich finde, das passt super! Ich muss gar nix mehr rauchen: bei einem Weihnachtsmann auf apfelgrünem Hintergrund wird ich vom Ansehen schon high. Noch was, was einen Weihnachten leichter überstehen lässt. Vor allem Familienweihnacht. Und dann noch diese orangefarbene Schrift obendrüber. Toll, toll, toll. Die 70er waren schon für was gut!
Unnötig zu erwähnen, vermute ich, dass hier die Crème de la Crème der Weihnachtsklassiker drauf ist. Von White Christmas über Alle Jahre wieder bis Morgen kommt der Weihnachtsmann. Die einzigen Stücke, die ich nicht kannte, waren A, A, A, Der Winter, der ist da, Christnacht und Wenn der Schnee vom Himmel fällt. Und ein paar Songs aus Lasts eigener Feder: Midnight in december, O Wunder über Wunder und Schlittenfahrt im Winterwald.
Natürlich alles in Medleys. Das wird meine Mutter ärgern. Weil sie zu den Menschen gehört, die alle zehn Strophen von Leise rieselt der Schnee kennt. Und jetzt wird nichtmal eine abgefragt. Sondern nur der Refrain! Aber dafür säuselt, rieselt und schallt es. So, wie es sein muss an Weihnachten. Die große Tonsetzer-Kunst von James Last – sie hat auch diese Platte durchdrungen!