Erinnerungen


Erinnerungen an was? An große Hits? An alte James Last-Sachen? Ist das hier wieder Aufgewärmtes von vorgestern? Oder einfach Erinnerungen „an sich“?
Man weiß das nie so genau. Möglicherweise erinnern sich Menschen, dass sie seit 1983 noch eine James Last-Platte im Schrank haben, die da komischerweise fast unberührt vor sich hinschimmert.


Der „große Single Hit ´Erinnerung´“ mag einem bekannt vorkommen. An „großen Single Hits“ kommt man ja sowieso kaum vorbei. Er ist auch noch recht kurzweilig, dieser Hit. Mit viel Klavier. Ich tippe auf E-Piano. Nicht, dass man´s hört. Aber es würde passen. Klar, hier ist auch viel Synthesizer drauf. Bei allem Respekt, dass James Last sich nie vor Neuerungen (naja, der Synthesizer war da nicht wirklich neu, aber ich mein so was ähnliches) verschloss – aber es klingt doch nur wie ein billiger Streicherersatz.

Das ist also die klangliche Parallelwelt, in die sich Menschen damals flüchteten, die nicht gerade Schlager-NDW oder Supertramp und Police hörten. In warmen Braun- und Gelbtönen versucht das Cover dasselbe zu sagen wie die Musik: „Fürchtet Euch nicht.“ Ja, so lässt es sich überwintern. Das ist die kontemplative Ära des James Last. Keine flotten Potpourris, sondern seriöse Einzeltakes in epischer 4´30-Länge, die klingen, als seien sie irgendwo aus einem Drama mit Daryl Hannah oder Meryl Streep geklaut. Filme, für die´s keine Oscars gibt. Die auch nicht wirkliche Blockbuster sind. Sondern irgendwann auf Kabel 1 oder Super RTL laufen.

Zeitlupen-Orchester-Rock im anbrechenden Computerzeitalter. Dummer- äh, komischerweise ist das auch die Zeit, wo sich James Last traut, immer mehr eigene Kompositionen auf seine Platten draufzupacken. Und das sind, Verzeihung, Verzeihung, Verzeihung, keine großen Würfe. Meistens jedenfalls. Wir wissen alle, wie großartig „Games that lovers play“, „Der einsame Hirte“, „Morgens um sieben…“, „Happy Heart“ oder „Wenn sich das Mondlicht…“ (von Last?) sind. Auch die Last´sche Gebrauchsmusik – von den Fernsehmusiken (ZDF Hitparade, Starparade) über Radiomusiken und Schnellschüssen wie „Happy Luxemburg“ und „Happy Music“ – Zucker. Aber vieles, was sich auf Vinyl gepresst findet, sind unausgegorene Sachen, die leider in den Papierkorb statt ins Studio gehört hätten. Wie auch das meiste von Sohn Last.

Auf dieser Scheibe findet sich neben Elton Johns „Song for guy“ (und – bezeichnenderweise – einem „Sorry Elton“ von James Last) noch ein bisschen was von Vanghelis, Bach, Chopin, Paganini und Schubert. Okay, für sein wegweisendes Engagement, E- und U-Musik auf eine Platte zu bannen, gebührt James Last eine Medaille. Aber für diesen lahmen, runtergenudelten Möchtegern-Sound dieser Platte nicht.