Non Stop Dancing 7


Nein, es ist kein Wunder, dass dieser Platte ein Hit wurde. Nein, nein, nein. Wer schon so göttlich mit „Help yourself“ einsteigt – im wunderbaren, peppigen Bläsersound, mit hochfrequentem Vibraphon-Puls unterlegt –, der muss ein Weltstar werden! Und wer noch dazu so genial den Anschluss an „Mrs. Robinson“ findet… Mit satter, angezupfter  Surfgitarre. Wahnsinn!

Wenn diese verdammt alten Non Stop-Platten geliebt werden, dann gewiss auch für den Hall, der auf den Aufnahmen liegt. Damals durfte Musik noch nach Tanzhalle klingen. Durfte weit, weit in ferne Gefilde swingen. All das, womit Lenny Kravitz später Mega-Kohle gemacht hat, nämlich für seinen simplen, aber wohligen Retro-Sound – das findet man hier natürlich in Natura! Wenn die Trompeten von mehr rechts kommen und die Posaunen von links antworten. Wenn man mit verbundenen Augen zu dem Punkt im Studio laufen könnte, wo der Chor steht.

Und endlich kriegt die widerliche Beatles-Schnule „Hey Jude“ mal ´ne ordentliche Bluttransfusion verpasst. So manisch, um nicht zu sagen früh-psychedelisch klangen die Beatles nicht mal auf Sgt. Pepper! Zumindest, was das Last´sche Fade out angeht.

Ja, es ist die Hoch-Zeit des Bubblegum, auf dieser Platte. „Yummy Yummy“, „Simon says“, „Mony Mony“… Und alles in einem durch! Schrammelnde Beat-Gitarren, vibrierende Orgel, Knackbass, ein Tier – nein, „das“ Tier! – an den Drums und natürlich die unermüdlichen, unerschöpflichen, im Gas gebenden Bläser. Wow.

Die Partygeräusche, der Chor und die Mitgröler sind noch wunderbar verwaschen drübergelegt. Ätherisch, kaum greifbar. Was die ganze Platte natürlich noch mehr verzaubert.

Ob die das wirklich in Echtzeit so im Studio durchgespielt haben? Ich vermute: ja. Und ich vermute, das Schlimmste war nicht das Durchspielen. Sondern: den passenden Sound, die passende Anordnung, die richtige Mischung. Damit´s nicht nur im Studio gut klingt, sondern auch bei Erna Kasuppke in der Dreizimmer-Wohnung. Wenn die Lead-Gitarre von „Jumpin´ Jack Flash“ durch´s Wohnzimmer rockt…

Auch Arthur Browns „Fire“ ist drauf, „Lazy Sunday“ von den Small Faces, das “Young girl’ und der “Man without love’. Yeah. Back to the Sixties. Und einem Last-Sound, der wohl nie saftiger und voller war. Und natürlich noch einen Stil-Oscar an den Menschen, der das grandiose Cover gestaltet hat. Es ist nicht einfach nur ein quietschbunter, wild gemusterter Stoff, der hier unter der Schrift liegt. Sondern der ist auch noch raffiniert mit Licht-Effekten bearbeitet. Alles in allem – trotz des Temperaments, der Farben und der Knalligkeit: puristisch, stylish, zeitlos gut. Ich knie nieder.