Traumschiff Melodien


Wow, hammermäßig. Schon mit den ersten Klängen sieht man den Koloss ins Meer stechen. Aufbrechend zu exotischen Stränden, immer begleitet von einer gütigen, telegenen Sonne. Und von deutschen Serien-Stars.


Ach, ich liebe die Traumschiff-Melodie. Das Titelthema. Es hätte kein Besseres geben können. Und selbst wenn es mittlerweile im Sound leicht überarbeitet worden sein mag (ist es?) – es ist zeitlos klassisch. Und es würde mich nicht wundern, wenn die MS Hoppetosse, äh, Berlin immer noch mit den Originalklängen segeln würde.

Ja, der Kapitän mag längst gewechselt haben. Und der Chefsteward auch. Nicht aber das majestätische und trotzdem leichte, freundliche Streicher-Opening. Ach, da geht die Seele doch sofort auf Reisen, schwingt sich in die Lüfte… Hier durch zarten Synthie-Beat angetrieben. Und immer wieder das gesamte Orchester. Die sanften Bläser untermalend im Hintergrund. Und alle aufzubietenden Streicher in Harmonie-Linien im Vordergrund. Immer wieder verfüchtigt sich die Melodie im Ungefähren. Und immer wieder holt das aufbrausende Orchester sie auf den Boden zurück. Ich liebe es. Obwohl es wohl vielmehr das Meer ist, dass James Last hier vertont haben mag. Als den schweren Luxusliner. Nein, er behält oder schafft sogar den Draht zur Natur, zu den Naturgewalten. Denn es könnte auch der Wind sein, der hier das Traumschiff umspielt. Jedenfalls: genial, genial, genial.

Ansonsten: viel Folklore. Was halt so im Hintergrund laufen muss, wenn Thomas Fritsch oder Volkert Kraeft auf einem Landgang ihre Ehen retten müssen oder Töchter wiederfinden, ihre Krise oder Katharsis durchleiden. Und die nach Chopin gearbeitete „Liebeserklärung“. Hach, das klingt so nach intimen, nicht ganz zufälligen Treffen nach Sonnenuntergang an Deck, an der Reling…

Und dann gibt es noch ein Stück namens „Heidelinde“. Überinterpretiere ich jetzt? Oder hatte Heidelinde Weiss mal eine tragende Rolle im Traumschriff? Eine Dauerrolle? Hm. Muss ich mal recherchieren. Ich kann mich eigentlich immer nur an Heide Keller erinnern… Und würde es nicht viel mehr Sinn machen, es hätte mal eine Rolle namens Heidelinde gegeben, der das Lied gewidmet war? Vielleicht Heidelinde Weiss in der Rolle einer Heidelinde. Das hätte Herrn Rademann ähnlich gesehen: Ick will, dass die Heidelinde mal ne janz besondere Rolle kricht! Ne Hommage… Und das gipfelte dann vielleicht noch in den Stück „Heidelinde“. Der wie vieles auf dieser Platter Midtempo-Synthie-Pop mit Streichern ist. Dezent halt, wie es sich für Filmmusik gehört.

Ha, und da ist der Dinnermarsch. Nach der Titelmelodie das zweite Stück, dass es in jeder Traumschiff-Folge gibt. Weil es in jeder Folge Eisbomben mit Wunderkerzen gibt, die in den großen Speisesaal getragen werden müssen. Sozusagen das Dessert zu den gelösten Liebes- und Lebensproblemen. Flotter Trompeten Marsch mit zierlichen Flötenarabesken. 54 Sekunden. Mehr braucht es nicht. Dann gehen ja die Gespräche an den Tischen weiter. Oder der Käpt´n hält eine Ansprache. Hält er? Ich weiß nicht. Muss noch mehr Traumschiff gucken.

Ein „Love theme“ ist auch drauf. Wieder mit Synthies und Streichern, aber auch mit Saxophon und ganz schön melancholisch. Ach, es ist halt eine eigene Welt, dieses Traumschiff. Und diese Platte darf in keinem James Last-Fan-Schrank fehlen. Auch wenn Anja Kruse hier drauf singen darf. („Ich habe das Leben gelebt“.) Das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Aber sonst: Traumschiff ahoi. Wahrscheinlich gab es in Deutschland nie eine schönere Fernsehmelodie.