Träum was Schönes

Die schönsten klassischen Melodien.
Also, der Titel ist ja wirklich mal reizend. „Träum was Schönes“. Sowas Umsichtiges! Und vorne ist er drauf, der James Last, und macht mit dem Finger so leicht „Psst“ auf seinen Lippen. Damit wir nicht stören und er weiter spannen kann. Hintendran sitzt nämlich ein Pärchen, das denkt, es wär allein. Die sind vermutlich gemeint mit „Träum was Schönes“: „Denkt einfach nicht an mich. Stellt Euch vor, Ihr wärt allein. Beachtet mich gar nicht.“


Ah, und da kommt auch schon die Ballade pour Adeline. Das ist nun wirklich der Overkill an Easy Listening. Der weichgespülte Clayderman-Sound in der Last-Adaption. Aber Last hält es hier mit relativ historischer Aufnahmepraxis. Große Unterschiede hör ich da nicht raus. Höchstens, dass der Beat hier besser ist. Und da mogelt sich auch noch ein Chor unter. Auf dem Vokal „A“…

„Träum was Schönes“ – eigentlich ist das doch eine frühe Kuschelrock-Serie, oder? Und wenn man die Non Stop Parties sieht, dann ist James Last eigentlich auch der wahre Erfinder der Bravo Hits. Und aller längsten Singles der Welt. Und der Partymixe sowieso. Müssen eigentlich Nicole, Andrea Berg, die Münchner Freiheit, Udo Jürgens und Wolfgang Petry Tantiemen an James Last zahlen für den Terminus „Partymix“? Logisch wär´s ja.

Hu, und hier kommen die Traumschiff-Streicher und versuchen sich wie musikalische Q-Tips in meinen Gehörgang zu winden. Ich muss aber nicht husten. Stattdessen zieh ich mich am besten mal um für´s Captain´s Dinner. Eigentlich hätte doch James Last auch einen tollen Traumschiff-Kapitän abgegeben. Er hat den richtigen Schnauzer, Haare im optimalen Grauton und dieses gütige Lächeln, das so´n Seebär und Ladykiller nun mal braucht. Hat ihn eigentlich nie jemand gefragt? Oder haben Sie etwa zuwenig Geld geboten, Herr Rademann?

Mann, das wär der erste Traumschiff-Kapitän gewesen, der auch das schiffseigene Orchester hätte dirigieren können. Und wenn er doch mal ans Steuer gemusst hätte, weil ein lästiger Eisberg droht oder Rabauken (gespielt von Otto Sander oder früher Raimund Harmsdorf) Ärger machen, dann hätte er einfach eine Non Stop Party aufgelegt, und die Leute hätten weitertanzen können. Ich bin sicher, das hätte Quoten gebeben. James Last als Traumschiffkapitän – holy shit!

Es ist aber so schon ´ne Traumkombination: James Last-Musik und das Traumschiff. Ich find, hier passt sie einfach am besten. Es ist so edel und auch ein bisschen dekadent. Beim Landarzt nervt die Musik eher. Da nerven aber auch der Landarzt und seine Frau, seine Kinder und dieser komische Quacksalber mit seiner Frau, die von Angelika Milster gespielt wird. Und das nichtmal schlecht!

Ich glaub, für „Zwei Münchner in Hamburg“ hat James Last auch die Musik geschrieben. Ich will mich da aber nicht festlegen. Kann mich irren. Jedenfalls hab ich diese Musik in guter Erinnerung.
Also, wenn diese Platte einen Beinamen verdient (der nicht „Die schönsten klassischen Melodien“ ist), dann wäre es: Das Traumschiff-Gefühl. Denn genauso klingt das hier. Alles soft und leicht, mit ganz hohen Streichern und viel Hall. Zart, edel und sehr entrückt. Irreal. Macht großen, großen Spaß.

Und ist so ganz anders als die „Classics up to date“. Obwohl hier auch nur Stücke aus der E-Musik drauf sind: Bizet, Schumann, Liszt, Smetana, Verdi, Chopin. Und Clayderman natürlich. Aber hier geht Last so richtig mit Glacéhandschuhen dran. Hier darf man, glaub ich, fast nur Walzer drauf tanzen. Aber, mh, ganz ehrlich: zumindest „Für Elise“ mag ich doch lieber ohne den Chor auf „Ha“ und die vielen Streicher. Ein gestimmtes Klavier und ein guter Pianist reichen da völlig. Aber da kann man wohl nix machen. Gefangen auf Traumschiff 04. Allein auf Bora Bora. Hoffentlich kommt gleich Sascha Hehn und rettet mich.