Es war nicht mehr als ein flüchtiger Einfall, während ich auf den Zug wartete. Warum nicht Namen für Verbrechen erfinden, die es so bisher noch nicht gegeben hat? „Neologismen“ nennt das der Sprachwissenschaftler. Und sogleich fiel mir auch schon eins ein: Pudelmord. Gibts nicht. Dachte ich.
Also googeln. „Pudelmord“ eingeben und darauf warten, dass mir das Maschinchen sein lapidares „Keine Seite gefunden. Meinten Sie vielleicht ‚Rudelmord‘?“ ausspucken würde. In meinem Sprachzentrum formten sich schon ersten Sätze des tollen Eintrags, mit dem ich das bislang nicht existente Wort der deutschen Sprache vor die Füße knallen, in den aufgedunsenen Leib schmettern würde. Hört selbst, was sich da formte:
„Wir alle wissen, dass Pudelmord eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechen ist, gleichrangig mit Krawattenfälschung und Samenraub. Warum aber gibt es bis heute kein Wort für diese frevelhafte Untat, außer vielleicht ‚Hundetötung‘ oder ‚Sachbeschädigung‘?. Selbst Google findet nichts.“
Wer aber beschreibt mein Entsetzen, als ich gleich fünf (in Zahlen: 5) Treffer landen konnte?!
Ich natürlich. Fünf mal „Pudelmord“, gar eine Domain namens „pudelmord.de.vu“, desweiteren Erwähnungen bei „berlinonline.de“, „todesstrafe.de“ und „diewelt.de“. Und die Ursache? Hören wir, was berlinonline unter der Headline „3 Jahre Haft für Pudelmord“ zu berichten weiß:
„SAN JOSE – Ein Pudel brachte Andrew Burnett (27, Foto) in den Knast: Drei Jahre muss der 27-Jährige sitzen, weil er Wuschel „Leo“ kaltblütig auf die Autobahn geworfen hatte, entschied das Gericht in San Jose (US-Staat Kalifornien). Andrew hatte sich nach einem Auffahrunfall mit Leos Frauchen Sara McBurnett (Foto unten) in die Haare gekriegt. Wutentbrannt packte er das Schoßhündchen auf dem Beifahrersitz, warf es auf die Fahrbahn. Der arme Leo wurde überrollt.“
Ich verzichte hier auf die Fotos des Übeltäters und der trauernden Ex-Pudel-Besitzerin, stelle aber die drängende Frage, wie elendig es um unsere Welt bestellt sein muss, wenn es in ihr schon ein Wort für die Tötung eines absolut lächerlichen Tieres mit einer unmöglichen Frisur gibt. Sollte am Ende gar das Wort „Krawattenfälschung“ existieren, weil irgend jemand wegen Krawattenfälschung belangt wurde? Schlimmer noch: „Samenraub“, weil irgend so ein Hobbygärtner ein Tütchen Kartoffelsamen hat mitgehen lassen?
Nicht auszudenken! Ich wage es nicht mehr, Herrn oder Frau Google zu Rate zu ziehen.