Paal Flaata — das ist der Mann, der fünf grandiose Alben lang das Herz von Songwriter Al deLoner auf der Zunge trug und Midnight Choir zu einer der unvergleichlichen Bands machte. Beim ersten Hören seines Soloalbums „Rain“ drängt sich vor diesem Hintergrund eine Frage theologischen Ausmaßes auf: Warum versucht Paal Flaata an machen Stellen zu klingen wie Morten Harket auf seinem Soloalbum? Gut, beide sind Norweger, aber muss das sein? ‚Oberflächlichkeit‘ will man rufen und beleidigt „Unsung Heroine“ rauskramen, aber während „Rain“ nochmal und nochmal läuft, stellt man fest, was für ein feines Werk es geworden ist.
Waren die Midnight Choir-Alben von einer durchgehenden Stimmung geprägt, variiert Paal Flaata auf seinem Solowerk stärker und zeigt seine beachtliche stimmliche Bandbreite. Die meisten der elf Songs sind poppiger und zugänglicher, weniger elegisch als das uvre seiner alten Band, überzeugen aber mit ihren erdigen und gekonnten Arrangements.
Vom düster dreckigen Einstieg „Love Trash“ über den ’sounds-like-Morten-Schmachtfetzen‘ „Overflow“ bis hin zum beschwörend pathetischen Abschlusstitel „Bless Us All“ spürt man eine tiefe Authentizität. Bei einem Teil der Songs tritt Paal Flaata als Co-Songwriter in Erscheinung und macht durchaus den Eindruck, als könnte er prima auf seinen eigenen Füßen stehen.
Paal Flaata: Rain
Glitterhouse/Indigo
VÖ: 23.5.2005