Liebe Verlegerin, lieber Verleger!

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Ärgerst du dich auch immer über die Manuskripte deiner Krimiautoren? Beklagst, dass diese Grünschnäbel weder richtig schreiben noch denken können und wirfst dir ein um’s andere Mal vor, nicht den ehrenwerten Beruf des Scheißeschippers, der Scheißeschipperin ergriffen zu haben, sondern ausgerechnet den ekligen des Verlegers, der Verlegerin?

Stopp! Bevor du jetzt resigniert nickst – ich hätte da was für dich. Nein, keine Sorge, keinen eigenen Erguss, sondern einen 150 Jahre alten Kriminalroman allererster Sahne, mit schöner Exposition, feinsten Zeichnungen von Personenpsychen, dazu natürlich Mord und Totschlag, ein hochherrschaftliches Anwesen mitten in reizendster Natur, Postkutschen en masse, Wald in rauhen Mengen, sprich: viel gute alte Zeit aus erster Hand und nicht aus dem Internet recherchiert.

Und, das Beste: Den Roman kannst du haben! Kostenlos! Autor schon lange genug tot, Carl von Holtei hieß er, sein Roman „Schwarzwaldau“, schon der Name wird dir die KundInnen nur so zutreiben, obwohl der Roman gar nicht im Schwarzwald spielt.

Bisher hat sich noch niemand daran gewagt, den Roman neu aufzulegen, was, unter uns, eine Schande ist. Sind 484 Seiten in der Erstausgabe, aber keine Angst, großzügig in Fraktur gesetzt, das kriegst du locker auf 250 Seiten Garamond. Solltest du zufälligerweise das Original nicht zur Hand haben – →hier gibt’s die Chose als PDF.

Also: Mal anlesen! Vielleicht wartest du noch bis nächste Woche, dann rezensiere ich das feine Teilchen. Und dann – Taschenbuch? Ja? Aber tu mir bitte einen Gefallen: Passe die Sprache und Rechtschreibung Holteis nicht „behutsam“ dem heutigen Gebrauch an! Das fände ich igitt. Einfach drucken! Wenn du ein Nachwort brauchst, bitte – lass keinen germanistischen Lohnschwengel dran, der uns was von „Trivialliteratur“ munkelt. Für die Coverrückseite hätt ich auch schon ein schönes Leserzitat:

»Wer mich nach unserm besten deutschen Krimi fragt, dem entgegne ich immer: ›HOLTEI, Schwarzwaldau.‹ – und dann sitzen wir einander halt gegenüber, ich & die Herren vom Colt; (Prag 1855, 2 Bände übrigens: 1 Gratis=tip für Taschenbuchverleger).«

Siehst du, der Herr Schmidt hätt auch gerne ein Taschenbuch gehabt!

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