John Burdett: Bangkok 8

Britischer Humor, buddhistische Philosophie und thailändische Sexkultur, das ist der Mix für John Burdetts „Bangkok 8“. Sonchai Jitpleecheep ist Polizist in Bangkok. Der Sohn einer thailändischen Prostituierten und eines ihm unbekannten Amerikaners ist Buddhist und erzählt uns, den Weißen, den Farangs seine Geschichte.

Gemeinsam mit seinem Partner und langjährigen Freund verfolgt er einen schwarzen Amerikaner durch Bangkok. Der Amerikaner geht im Verkehrschaos verloren und als sie ihn wiederfinden, versucht eine Kobra vergeblich dessen Kopf zu verschlingen. Beim Versuch ihn zu retten, verstirbt auch Sonchais Freund und Partner an einem Schlangenbiss. Zusammen mit einer Mitarbeiterin vom FBI, die aus den USA kommt, macht Sonchai sich auf die Suche nach dem Verantwortlichen.

Aber in diesem Buch geht es um viel mehr als nur die Auflösung eines Verbrechens. John Burdett beschreibt ein Bild von Bangkok, welches von der Atmosphäre her an das blettenbergsche Bangkok aus „Farang“ erinnert. Eine quirlige, unruhige, bedrängende Stadt, mit einem sie geradezu überwuchernden Rotlichtmilieu, welches einen ihrer erfolgreichsten Wirtschaftszweige darstellt. Natürlich hat sich seit den Zeiten Blettenbergs, Ende der 80er Jahre, einiges im Milieu getan. Nicht nur dass es selber tougher, wilder, hektischer geworden ist, nein, in großer Zahl findet man dort mittlerweile Frauen aus Sibirien und den GUS Staaten, und die treten ganz anders auf als die thailändischen Frauen.

Mit Sonchai Jitpleecheep hat Burdett jemanden geschaffen, der außerhalb der europäisch/amerikanischen Kultur steht, um mit diesem über diese Kultur und deren Vorurteile anderen Kulturen gegenüber zu reflektieren. Jitpleecheep kennt die Kultur der Farangs, denn in Paris, München, Florida und Japan hat er, aufgrund der Berufstätigkeit seiner Mutter, viele Jahre verbracht. So erzählt er dann über Thailand und reflektiert über unsere westlichen Wertungen. Da wird dann z.B. die „Käuflichkeit“ der Polizei als west-östliche Umverteilung gedeutet, die der Ausbildung der Kinder der Polizisten und damit dem Volkswohlstands Thailands zugute kommt. Und die Sexualmoral des Westens lässt sich natürlich in Thailand trefflich studieren. Die Amerikanerin zumindest, mit der Jitpleecheep zusammenarbeitet, kommt aus ihrem kulturellen Korsett nicht raus, und, so findet Jitpleecheep, zeigt somit, dass sie nichts, aber auch gar nichts verstanden hat. Deshalb hat sie auch keine Chance, den Fall mit ihrem westlichen logischen Denken zu lösen. Nein, hier muss Jitpleecheep ran, der mit „buddhistischer Technik“ die Aufklärung des Falles voran bringt.

Was sich etwas wirr anhört, entschlüsselt sich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass Burdett [auch wenn der Piper-Verlag wagemutig von einer Übersetzung aus dem Amerikanischen spricht] Brite ist. Mit „Bangkok 8“ hat er ein wunderbares Buch geschaffen, welches über eine gehörige Portion britischen Humor verfügt. Es gelingt ihm auf dem schmalen Grat zwischen Burleske und nüchterner Realität zu bleiben. Und so fügen sich dann britischer Humor, buddhistische Philosophie und thailändische Sexkultur zu einem äußerst unterhaltsamen, atmosphärisch dichten Buch.


John Burdett: Bangkok 8. Vintage 2004, 336 Seiten, ca. 12,95 €
(deutsch als "Der Jadereiter", Piper 2004, 19,90 €

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