The Watson Twins: Southern Manners

Die Verschmelzung von Indie-Poprock auf der einen und traditionellem Folk und Country auf der anderen Seite bringt der Welt seit einigen Jahren eine ganze Reihe wundervoller Songs voller Intensität und Gefühlsdichte. Acht davon finden sich wieder auf der EP „Southern Manners“ der Zwillinge Chandra und Leigh Watson, die sich „The Watson Twins“ nennen.


Die Wtson Zwillinge

Am Weg der Watson Twins, geografisch wie musikalisch, lässt sich pars pro toto die ebenso bemerkenswerte wie fruchtbare Bewegung eines Teils der jungen, amerikanischen Folk-Szene in den vergangenen Jahren nachzeichnen. Der Weg der Twins von Louisville/Kentucky nach Los Angeles, dem Ruf von Jenny Lewis und dem Silverlake-Umfeld folgend, steht symbolisch für den Weg, den Folk, Country und Americana, die klassischen, konservativen musikalischen Ausdrucksweisen der US-Amerikaner, durch junge Künstler mit neuer Attitüde genommen haben, um die Nähe des anspruchsvollen, eher linksintellektuellen amerikanischen Indie-Poprock zu suchen.

So kommt es dann, dass Bands und Künstler wie Conor Obersts Bright Eyes, Martha Wainwright, Neko Case, Cat Power, Bonnie Prince Billy, Espers und viele andere, dem Folk und Country entspringend, als Indie-Acts par excellence weltweit Erfolge feiern und insbesondere in Europas Indieclubs die beiden Genres salonfähig machten und machen. Auch Chartwunder wie Adam Green und Jack Johnson waren so möglich.

Die Watson Twins gingen ebenfalls diesen Weg –zuvor eher am klassischen Folk und Country orientiert und eher Cowgirl-Landeier- und folgten der Aufforderung von Jenny Lewis, doch an ihrem folkgeprägten Indiealbum „Rabbit Fur Coat“ mitzuwirken. Der Einfluss der Zwillinge auf das Lewis-Album ist ähnlich segenbringend, wie letztlich der Einfluss der Silverlake-Szene, der sich daraufhin bei The Watson Twins hörbar machte.

Diese Bewegung der jungen Folk- und Countryszene in Richtung Indie, teils als Neo-Folk bezeichnet, traf auf eine ähnliche Bewegung der Indieszene in eben genau die andere Richtung der zuvor eher skeptisch als rückschrittlich betrachteten, klassischen Musikgenres des konservativen amerikanischen Establishments aus dem Süden und dem Midwest. Death Cab For Cutie, The Shins, John Vanderslice, Two Gallants oder The Magic Numbers –um nur einige, wenige zu nennen- bauten entweder mehr oder weniger behutsam folkige Passagen in ihre Songwunder ein (die Alben „Plans“ und „Wincing The Night Away“ enthalten eine ganze Reihe solcher vorsichtiger Anleihen und Annäherungen) oder gründeten ihr Indiesonggerüst ganz auf ein Folk-Fundament (zu hören etwa auf Two Gallants „What The Toll Tells“ von 2006). Der teils eher verschämten Umschreibung „Singer/Songwriter“ folgte damit das offenere Bekenntnis zu Begriffen wie Folk und Country.

„Southern Manners“ nun vereinigt Folk und Country auf der einen mit Indiepoprock auf der anderen Seite zu geradlinigen, wunderschön arrangierten Songs. Im Mittelpunkt stehen die Stimmen der beiden Schwestern, die auf diese wundervoll klagende, etwas schleppend folkige Art den Liedern das sanfte Branding verpassen, sich teils shoegazernd, teils den offenen Blick nach vorne gerichtet mit einer zerbrechlichen Sanftheit durch die Songs arbeiten, dass es eine Wonne ist. Zu den traditionellen Gospel-, Soul-, Folk- und Countryharmonien wimmert Herz zerreissend die slide guitar. Exemplarisch müssen der Opener „Friend And Foe“ sowie „High School“, „Southern Manners“ und der „Darlin´ Song“ genannt werden, die auf verstaubten und sonnenverblichenen texanischen Bühnen genauso bestehen wie in dunklen europäischen Fabrikräumen, die zu Clubbühnen umfunktioniert wurden.

Watson Twins Homepage

The Watson Twins: Southern Manners
Eigenvertrieb