An manchen Tagen durchzucken mich böse Gedanken, bevor ich eine CD überhaupt gehört habe. So in der Art von „zum Abschuss freigegeben“. Lizard bringen aber auch wirklich alle Voraussetzungen mit: Eine deutsche Band spielt Southern Rock. Da denk‘ ich gleich an Schnauzbärte, Vokuhilas und total tolles Western-Equipment vom Versandhandel. Stilecht präsentiert beim Country-Club Maintal-Dörnigheim oder Lüdenscheid. Alles so authentisch wie Rothäute in John Wayne Filmen.
Nicht so Lizard (Seufz, Abschuss verschoben)! Die sechs Mannen holen sich mit dem Opener „Money World“ den Apfel schneller vom Kopf, als man die Armbrust heben kann. Kraftvoll untermauert die Band die Lobeshymnen der Label-Info. The Allman Brothers, Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet – das sind für Lizard keine unerreichbaren Vorbilder, hier wird offensiv angegriffen. Zweimal kommen zwar die Cowboys hervor und die Pferde gehen durch („Wanted“, „Bayou“), aber das Orgel-Intro von „Spider Woman“ mit fast schon Deep Purple’scher Gewalt merzt das wieder aus. Man hat ja bei Southern Rock immer einen Rechtfertigungsdrang, aber wer die Genregrößen mag, wird mit Lizard seine Freude haben.
Lizard: Southern Steel
(Halycon Music)