Die Band um die Brüder Bernadini entfernt sich auch mit ihrem neuen Album immer weiter von den Wurzeln heimischer Volksmusik. Das ist auch konsequent, wenngleich Anhänger der „reinen Lehre“ sich naserümpfend abwenden dürften.
Auf der anderen Seite kann erwartet werden, dass I Muvrini mit ihrer originär korsischen Popmusik eben im großen „Weltmusikteich“ erfolgreich „fischen“. Und sie tun das weiterhin in Liedern ihrer Muttersprache, die noch von weniger als 100.000 Menschen verstanden, geschweige denn gesprochen wird. Insofern ist ihnen schon hoch anzurechnen, dass sie keineswegs den Ausverkauf ihrer Kultur betreiben (wie ihnen bisweilen vorgeworfen wird).
Gewiss, die Arrangements mit „alten“ bzw. traditionellen Instrumenten ist stärker als zuvor in den Hintergrund getreten; verständlich, denn Gilles Chabenat (Dudelsack, Drehleier) ist nicht mehr mit von der Partie. Für die Produktion zeichnet nunmehr neben Boss Jean-Francois Bernadini der von der Elfenbeinküste stammende Bassist César Anot verantwortlich.
Es gibt aber durchaus noch kleine Überraschungen, z. B. die Fiddle im kwela-inspirierten Stück „Vole“. Überhaupt sind hie und da Elemente südafrikanischer (Chor-) Musik hearuszuhören, so im Titelsong oder auch im Auftaktlied „Iè“. Nicht erstaunlich, denn schließlich hatte man einen Zulu-Chor engagiert. Anklänge an die „typisch“ korsische Polyphonie gibt es immer noch: z. B. in „Vai“.
Wer bislang keinen Zugang zu korsischer Musik fand – meine Frau verließ stets das Zimmer, wenn ich das „Gequäke“ auflegte -, der dürfte mit „Alma“ seine Freude haben: eingängige Popmusik, angereichert mit Anleihen bei Jazz, Klassik, Chanson und afrikanischer Chormusik, ohne aber die korsische Seele zu verleugnen.
Übrigens: I Muvrini sind derzeit im Osten Frankreichs unterwegs:
14.11.: Straßburg
15.11: Yutz (bei Metz)
16.11.: St. Avold
I Muvrini Alma Capitol VÖ: 19.9.2005 www.muvrini.com