David Fulmer: Chasing the Devil’s Tail

New Orleans hatte offensichtlich ein Herz für das Gewerbe; auch wenn es 1897 per Gesetz auf einen einzigen Distrikt der Stadt namens Storyville begrenzt wurde. Storyville war, wie der Rest der Stadt auch, vordergründig ein Schmelztiegel von Schwarzen, Kreolen und Weißen. Tatsächlich sah es natürlich weniger rosig aus. Für schwarze Männer war der „Verkehr“ mit weißen Frauen strafbar und im (tatsachlich existierenden) „Blue Book“, welches die Etablissements der Stadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts notierte, waren die weißen und jüdischen Prostituierten extra kenntlich gemacht.

1903, das Establishment Storyvilles gerät in Aufregung, als die gewohnte stabile Ruhe bedroht wird. Da macht sich einer auf und bringt Prostituierte um. Tiefbraune Azubi, fahle Blondine jenseits der Blüte ihrer Jahre, jüdische Drogenabhängige oder Leiterin eines Etablissements … Präferenzen scheint er nicht zu haben. Während die Polizei lustlos auf das schaut, was da angerichtet ist, wird von Valentine St. Cyr, einem Privatdetektiv des Distrikts, erwartet, dass er das Problem löst. Schlecht nur für ihn (und gut für die Polizei), dass Buddy Boldon, ein Freund St. Cyrs seit frühester Jugend und einer der „Erfinder des Jazz“, mit allen Ermordeten bekannt war. So versucht St. Cyr dann die Unschuld seines Freundes zu beweisen und den wahren Täter zu finden. Obwohl, eigentlich… so richtig interessiert sich das Establishment gar nicht mehr für die Wahrheit.

Vagabundierende Jazzmusiker in den Strassen, gediegene Puffs und Straßendirnen in einem historisch angehauchten Krimi zu Beginn de 20. Jahrhunderts, gewürzt mit einem Detektiv, den seine Erlebnisse dazu bringen, immer wieder in sich hinein zu horchen. David Fulmer hat da ein Programm zusammen, über das ein Autor auch mal ins Straucheln kommen kann. Aber er schafft es, in seinem Buch ein glaubhaftes Panorama von New Orleans zu zeichnen, die Atmosphäre in den Strassen Storyvilles scheint stimmig und die Psychologie der Hauptpersonen wirkt einleuchtend. Und wo es häufig vorkommt, dass die Autoren atmosphärisch gelungener Krimis sich beim Vorspiel verausgaben und am Ende nur noch ein laues Rätsellüftchen über dem Krimi weht, erweist sich David Fulmers Erstling auch in dieser Kategorie als gelungen, denn die Suche nach dem Täter ist spannend und stimmig ins „Beiwerk“ eingebunden.

Alles das wird erzählt in einer Sprache, die man nur als außergewöhnlich bezeichnen kann. David Fulmer ist ja kein pickeliger Jungschriftsteller, sondern ein gereifter Mann, der als Journalist viele Jahre lang den Umgang mit der Sprache üben konnte. Er versteht es zu fabulieren. Auch ihm merkt man die Lust am Erzählen an und diese Stilistik ergänzt sich vortrefflich mit der im frühen 20. Jahrhundert spielenden Geschichte.

Ein Buch also, welches als äußergewöhnlich gelungen und unterhaltsam zu bezeichnen ist. Zum allerletzten Genuss fehlt nur noch etwas Komplexität. Sein Buch ist gewiss nicht eindimensional und der Leser steht auch vor dem Geschehen und wundert sich …aber mehr kriminalistische Haken wären die letzte Würze. Um den Autor ist mir allerdings nicht bang, wer sprachlich so arbeitet, könnte auch mediokre Buchideen gut „verkaufen“. Ich wünsche ihm und uns jedoch, dass ihm die guten Ideen nicht ausgehen.

David Fulmer: Chasing the devil's tail. 
Poisoned Pen Press 2001. 226 Seiten. 23,50 €
(Taschenbuchausgabe Harvest Books 2003, z.Zt. nur gebraucht verfügbar, bisher keine deutsche Übersetzung)

Ein Gedanke zu „David Fulmer: Chasing the Devil’s Tail“

  1. .. it don´t mean a thing if it ain`t got that swing .. und das ist das grosse Problem von Mr. Fulmer. 1a recherchiert, aber leblos … sorry to say … best TW

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