Saarbrücken, E-Werk, 18.3.2006.
„Singen tut sie nicht schlecht.“ „Und die Band ist auch gut.“ Das hatten ganz treffend zwei Besucher in der Pause des Annett Louisan-Konzerts erkannt. Irgendwie ist diese Aussage symptomatisch für den Samstagabend im E-Werk gewesen. Ganz gut – das heißt so viel wie: Es war ganz nett.
Annett Louisan und Band waren weit davon entfernt, schlecht zu sein. Aber letztendlich fehlte der entscheidende Funken, der die Leidenschaft, die absolute Begeisterung im Publikum entfachte. Das war seinerzeit, als Louisan im Zeltpalast in Merzig gastierte, noch ganz anders. Aber immerhin wurden die Beifallsbekundungen von Song zu Song mehr. Vielleicht hatte das anfangs kühle Temperament der Besucher damit zu tun, dass sich der Einlass aufgrund technischer Probleme verzögert hatte und man länger denn geplant draußen in der Kälte ausharren musste. Louisan ist mittlerweile jedoch Profi genug, um auch diese Situation meistern zu können.
Sie witzelte viel und unternahm Ausflüge ins Publikum, um sich singend an Männer zu schmiegen. Spätestens bei der von ihr moderierten Vorstellung der exzellent spielenden Band war das Eis gebrochen. Jeder Musiker und ein jedes ihrer Soli wurde lautstark bejubelt. Da war endlich auch im E-Werk Stimmung. An den Liedern hatte es ja sowieso nicht gelegen.
Louisan spielt das, was man von ihr erwartet hatte: „Ausgesprochen Unausgesprochen“, „Die Lösung“, „Die Katze“, „Widder Wider Willen“ und natürlich „Das Spiel“, den Song, der ihr Leben verändert hat, wie sie eingestand. In ihren Liedern geht sie mal mit den Männern hart ins Gericht ging („Der Blender“, „Thorsten Schmidt“), mal lässt sie kein gutes Haar an so manchem Typ Frau („Eve“). Am Ende ernteten Louisan und Band nach stetiger Steigerung doch noch den verdienten Applaus.
Nach einer Runde Standing Ovations bedankten sie sich mit dem brandneuen Song „Fettnäpfchenwetthüpfen“, einer amüsanten Tex-Mex-Rocknummer. Sowieso: Vom Chanson-Pop ihres Debütalbums entfernt sich Louisan immer weiter. Mittlerweile darf es auch Blues, Rock und reiner Pop sein.