Ja, ja, ich weiß. Zum Tabubruch aufzurufen ist in etwa so originell wie sich bei 35 Grad im Schatten ein kühles Mineralwasser zu gönnen. Zum Zwecke der Förderung des Krimis machen wir jetzt aber eine Ausnahme und rufen laut in die Landschaft hinein: Brecht das letzte Tabu der Kriminalromans! Und das wäre…?
Das komplette Versagen der ermittelnden Instanzen. Jawoll. Nichts weniger. Man stelle sich vor: Ein Mord ist geschehen, der Kommissar rückt an, die Hilfstruppen schwärmen aus, es wird verhört und spurengelesen, deduziert, induziert, denunziert und konstatiert, die Schlinge zieht sich zu, ganz langsam, ganz unaufhaltsam – und am Ende zuckt der Kommissar mit den Schultern, schreibt „ungeklärt“ auf die dicke Akte und verstaut sie im Schrank.
Sorry, wie haben es leider nicht auf die Reihe gekriegt, diesen Mordfall aufzuklären. Kann ja mal vorkommen. Oder, andere Entschuldigung: Ich, der Autor, hab irgendwie die Fäden nicht mehr vernünftig durch die Handlung ziehen können, alles war unlogisch, nichts machte Sinn. Oder: Ich habs einfach nicht übers Herz gebracht, mir einen Mörder, eine Mörderin auszugucken, weil ich ja DichterIn bin und mein Personal richtig liebhabe.
Oho, das Geschrei der düpierten Leserschaft hallt mir jetzt schon in den Ohren! Unverschämtheit! Betrug! Aus allen Foren zischt es: Finger weg von diesem Buch, das rät euch die Tinimaus, und Rolli ergänzt: Das müsste man strafrechtlich verfolgen, so ein Beschiss!
Indes das Feuilleton…ja, es würde wohl jubeln. Endlich wieder ein Tabubruch! Der letzte! Geil! Täter unerkannt entkommen, die ganze Rumrätselei, diese ewige Werwars, für die Katz! Das wollen wir jetzt immer lesen! Und dann, wenn sich das Scheitern des Ermittlers etabliert hat, das allerletzte Tabu brechen: Endlich wieder Krimis, bei denen hinten Recht und Ordnung rauskommen!
den täter nicht zu erwischen, ist die substanz der ripley-krimis; allerdings sind sie nicht aus der perspektive scheiternder ermittlungsbeamten erzählt. da sagt das genre wohl nein: nicht lustig! da müsste man zum spiegel greifen, realität gucken. wahrscheinlich auch völlige indifferenz von seiten des polizeioberrats, der staatsanwaltschaft. „was, Sie arbeiten noch an dem fall? gottogott. haben Sie nichts besseres zu tun? gibt es nichts AKTUELLERES?“
Die Nichtauflösung eines Falles als Ätsch-Erlebnis des düpierten Lesers: das wäre mal was! Das Ganze auch noch als Whodunit aufgezogen. Und am Ende heißt es: Sucht euch doch selber eine(n) aus, dieders gewesen sein könnte! Doch, fänd ich lustig, verehrte Kollegin.
bye
dpr
*haut jetzt gleich wieder fünf Seiten Krimi in die Tastatur
Ist Substanz der Ripley-Romane nicht eher dem Entdecktwerden zu entkommen ? Also nicht das Scheitern der Justiz, sondern der Triumph des Einzelnen über den Apparat – so ne Art Davis vs Goliat.
Beste Grüße
bernd
PS: Dominic Stansberrys „The Confession“ ist ein Buch, welches dem Ziel, das Scheitern der Justiz darzustellen, nahekommt – auch wenn es aus der Sicht des Einzelnen geschrieben ist. Folgerichtig hat es auch tasächlich für Diskussionen gesorgt.
Temmes „Rosa Heisterberg“ kommt dem sehr nahe: Perspektive U-Richter, Abbruch durch den StA. Für die Gartenlaube-Leser am Ende noch ein gar nicht so eindeutiger Totenbettbrief der Verdächtigen, der den Fall scheinbar löst. Es müßte mehr dgl. bei Temme geben, hab‘ ich aber vor 1985 gelesen (also sind die Notizen auf Papier im Keller …).
die substanz der highsmith-romane besteht glaube ich darin, dass ihre mörder ihren auftritt in sympathischster hugh-grant-manier haben und zack! – plötzlich bringen sie jemanden um, weil sie in irgendeinem mechanismus, in irgendeiner verkettung von dämlichen zufällen, in irgendeiner irrsinnigen psychologie den überblick verlieren und einen fehler nach dem anderen machen. saudumme fehler. dies übersehen, das übersehen, aber dann doch noch davon kommen. die davongekommenen mörder sind unter uns – der freundlichinteressante nachbar, der dir die milch leiht, wenn du keine da hast, er wohnt schon seit über 10 jahren neben dir und manchmal sitzt du auf seinem balkon und debattierst lachend mit ihm über die lokalpolitik. ripley ist natürlich ein auftragskiller, der mich aber aus diesem grund am wenigsten von allen highsmith-figuren interessiert hat …
dpr, ich argumentiere an deiner seite! es wäre wunderbar, so was zu schreiben. wie gesagt, ein staatsanwalt, der nicht drückt und pusht und ergebnisse sehen will, sondern der sich mit der frage beschäftigt, ob er vielleicht nicht besser in hamburg oder münchen aufgehoben wäre, weil er dort diese tolle frau kennengelernt hat, von dem er dem kommissar stundenlang die ohren vollsülzt … auch scheiternde kommissarinnen bit-te!
Völlig „rechtlos“ übrigens auch „Leibrenten“ von Emilie Heinrichs (wird man im Frühjahr 2007 nachlesen können…). Ein Betrüger wird qua Selbstjustiz zur Rechenschaft gezogen, zwei Morde bleiben ungeklärt, weil sie niemanden interessieren. Am Ende Abgang der Helden nach Amerika, bloss weg aus Deutschland! „Roman aus der Gegenwart“ heißt das übrigens im Untertitel.
Aber, liebe Anobella, jetzt bitte nicht den Winzer/Weblogmord unaufgeklärt lassen! Ich wills wissen!
bye
dpr
Biete noch Carlo Emilio Gaddas „Die gräßliche Bescherung in der Via Merulana“ (1957).
Ludger
Wie wär’s mit Dürrenmatt, Das Versprechen, 1958.
Ludger, Georg, exakt: die zwei könnte man nehmen. Mit der bezeichnenden Einschränkung: „Hochliteratur“! Gaddas Text haut ja sehr schnell irgendwo ganz anders hin ab, weg vom herkömmlichen Genreschema, Dürrenmatt verhindert die Aufklärung durch einen Autounfall (?, ja, gell?) des Mörders. Was ich noch nicht kenne: Ein Krimi, der seine Leser vorsätzlich düpiert, ihnen also ganz konventionell die garantierte Auflösung vorgaukelt, dann aber vorenthält (bei Dürrenmatt jedenfalls weiß man ja, „wers war“).
bye
dpr
Nun, Dibdins neuestes Zen-Buch „Tod auf der Piazza“ kommt deiner Idee einer Nicht-Aufklärung ziemlich nahe.
In „Der Fall Rosie“ von Pierre Emme (eine Kurzgeschichte in Soko Criminale Singen: Grenzfälle) verhaftet die Polizei einen Unschuldigen und alle sind glücklich. Der wirkliche Täter erzählt abschließend, wie er die Tat begangen hat.
Insgesamt denke ich, dass es durchaus möglich ist, in einem Krimi einen Mord nicht aufzuklären. Aber dann muss die Geschichte andere Qualitäten aufweisen.
Wenn die einzige Qualität ist, dass am Ende keine Lösung für das Anfangs aufgeworfene Problem (hier: der Mord) geliefert wird, dann hat der Autor versagt. Das finde ich dann nicht lobenswerwert, sondern so witzig wie einen Witz ohne Pointe. Nur ist der Witz innerhalb einer Minute erzählt, während ein Roman mehrere Stunden meiner Zeit verschwendet.
Kurt Vonnegut meinte in seinem Vorwort zur Kurzgeschichtensammlung „Bagombo Snuff Box“ (deutscher Titel war glaube ich ähnlich) in seinen, umfassenderen Schreibregeln:
– Nutze die Zeit einer vollkommen Fremden so, dass er oder sie nicht glaubt, ihre Zeit verschwendet zu haben. (…)
– Gib deinen Lesern so viele Informationen wie möglich, so früh wie möglich. (…)Leser sollen das Geschehene so gut verstehen, dass sie die Geschichte beenden können, wenn Schaben die letzten Seiten aufgegessen haben.
Nun, als Krimifans werden wir seinem letzten Satz nich vollkommen zustimmen können, aber das Prinzip ist richtig. Als Autor wirft man eine Frage auf und hat die Pflicht diese Frage zu beantworten. Denn – im Gegensatz zur Wirklichkeit – sollen Geschichten sinnvoll sein.
Grüße aus der sinnlosen Hauptstadt
Axel
Ich dachte, Dürrenmatt sei keine Hochliteratur? (zwinker)
@Georg: Hab ja auch „Hochliteratur“ geschrieben…
@Axel: Dibdin kenne ich noch nicht, also danke für den Hinweis. Klar, Qualitäten sollte ein Buch schon haben…aber die Sache mit der Nichtaufklärung weist natürlich darauf hin, dass für das Gros der Krimileser genau DIE das wichtigste ist. Man kann sich 400 Seiten prächtig mit einem Buch vergnügen, aber wehe, „die Aufklärung“ stimmt nicht! Nun gebe ich zu, dass es meistens genau darauf hinausläuft und vieles, was uns eigentlich gefallen hat, steht mit der „Lösung“ in untrennbarem Zusammenhang.
Interessantes Thema, sollte man dranbleiben.
bye
dpr
Allerdings fand ich diesen Dibdin sehr schlecht. Er kam trotzdem auf den dritten Platz der KrimiWelt-Bestenliste.
Verstehe eh nicht, weshalb die Krimileser einerseits ständig brüllen, der Mörder dürfe nicht verraten werden (weil es ja um mehr nicht gehe bei einem Krimi), andererseits Agatha Christie und Donna Leon x-mal lesen und ansehen.
Außerdem: wenn ich wirklich nur wissen möchte, wer der Täter ist, würde ich den Klappentext lesen, dann direkt zu den letzten Seiten blättern und danach das Buch wieder in das Regal des Buchladens stellen. Würde mir viel Zeit und Geld ersparen.
Ratlose Grüße
Axel
quote dpr:
„Ein Krimi, der seine Leser vorsätzlich düpiert, ihnen also ganz konventionell die garantierte Auflösung vorgaukelt, dann aber vorenthält (bei Dürrenmatt jedenfalls weiß man ja, „wers war“).“
falls du meinen täter nicht magst, können wir also dieses experiment wagen!
*nickt dir zu
**eliminiert IMMER NOCH die indirekte rede
einen dibdin hab ich hier auf halde liegen, ich kommuniziere dann mal, wie ich den fand.
In der Tat,
dpr, ein Dogma. Der Detektive als Sachwalter des Lesers, der dessen Ziel, die Gerechtigkeit der Welt zu rekonstituieren, realisiert. Das mag im Großen gelingen, wenn der Täter vor aller Augen überführt und bestraft wird, manchmal, wenn sich das „Böse“ mit den Mächten der Welt verschworen haben, gelingt es aber auch nur im Kleinen. Da weiß nur der Detektiv und mit ihm, der Leser, wer´s war.
Aber der Leser will, dass der Täter namhaft gemacht wird, anders kann das Gerechtigkeitsbedürfnis nicht befriedigt werden.
Von daher bleibe ich bei „The Confession“. Nie gibt es in diesem Buch jemand der den Täter überführt und nur durch – allerdings eindeutige – Andeutungen zeigt der Autor dem Leser den Täter, welcher auch weiterhin als ordentlicher Bürger seinen Geschäften nachgeht darf. Gerechtigkeit ? Fehlanzeige ! Die Folge ? Dem Autor wurde mehrfach vorgeworfen, Mord und Missbrauch von Frauen zu beschönigen.
Beste Grüße
bernd
Hallo Axel, Anobella und Bernd (hey, heute wird ökonomisch kommentiert!),
der Leser mag halt Überraschungen – aber bitte nicht, wenn man selbst der Überraschte ist und plötzlich etwas erhält, was man SO nicht erwartet hat. Dass sich, lieber Axel, jemand zum 12x „Mord im Orientexpress“ reinzieht, kann ja nicht mehr am Werwars liegen, sondern an anderen Qualitäten des Buchs / Films. Es ist auch die Frage, lieber Bernd, ob die Leser immer Überführung = Strafe sehen. Die Reaktionen auf „The Confession“ sind jedenfalls reichlich borniert und gehen straight an der Wirklichkeit vorbei, in der ja, wie uns allen schwant, beileibe nicht alle Verbrechen aufgeklärt werden (Stichwort: New Market – Crash, bei dem Millionen von „Volksaktionären“ ihr Erspartes verloren haben. Nu, das Geld ist ja irgendwo gelandet? Aber wo? Und die Manipulation der Ölpreise, ach…man kann gar nicht aufhören. Nicht nur Mord ist ein Verbrechen.).
Ja, liebe freie Hinternet-Mitarbeiterin Anobella, lies den Dibdin, sag, was Sache ist – über die Winzerweblogmörderfrage müssen wir dann eh noch ein ernstes Wörtchen reden, denke ich, so oder so. Wehe es war diese reizende Tochter!
bye
dpr
Doderer: „Ein Mord den jeder begeht“ (1938): da gibt der Polizist den Fall explizit auf, weil er ihn nicht zu lösen vermag (und läßt sich gleich auch noch versetzen — auf eine ‚Reflexionsposten‘ (und schreibt ein Buch über Polizei/Inquisitionsverfahren)). Der Täter löst seinen Fall dann selbst (ganz Ödipus).
Möglicherweise hat die Dominanz des Abfeierns von Polizei- bzw. Ermittlererfolgen etwas mit dem Plot-/Schema-Austausch zwischen Literatur und TV zu tun. Prinzipiell sind ja Polizei-Plots TV- (nicht Film-) tauglicher als PI-Plots — und TV ist stets ’staatsnäher‘ als Literatur. Ich würde also, falls ich forschen wollte, zunächst in der Zeit zwischen 1935 und 1965 (zunächst wohl in USA) suchen (um die Spekulation zu falsifizieren).
Was die Leserwünsche angeht: wir sind uns einig, daß Angebot und Nachfrage sich gegenseitig konditionieren, oder?
Grüße!
Wir sind uns doch meistens einig, lieber JL…hoffentlich auch darüber, dass Doderers „Mord“ höchstens Körperverletzung mit Todesfolge wäre oder, noch wahrscheinlicher, fahrlässige Tötung. Und der eigentliche „Mord“ ja ein anderer ist, der nämlich, dem der niemals zu wirklichem Leben gebrachte Protagonist mittels Erziehung und eigener Passivität zum Opfer fällt…Raabe, „Stopfkuchen“, zwar kein Ermittler, aber auch keine „Sühne“ (und ebenfalls kein Mord, siehe oben). Und schon wieder schlurfen wir durch die hohe Literatur, tja, dort ist man halt anders konditioniert als im Reich der Rätsel und am Ende klickenden Handschellen.
bye
dpr
Doderer: d’accord (aus der Polizeiperspektive ist’s aber ‚Raubmord‘, der nicht aufgeklärt wird: demnach sind auch die nicht-erkannten Grenzen innen/außen, privat/öffentlich, Recht/Moral wichtig: Dank für’s Erinnern, brauch‘ ich im Dezember. Fragwürdig wird dann die ‚Zivilisierung‘ von Gewalt in der Vater-Sohn-Abfolge).
Hochliteratur: dito. Man darf (ernsthaft) Krimi nicht ohne Schema denken, aber gelegentlich versuche ich das auszublenden.
ich wollte Ihnen, lieber dpr, noch eine Freude machen: grad kommt ne Diss. auf den Tisch, zu einem Spezialproblem der dt. Krimi-Geschichte. Das 19. Jh. ist mit Hoffmann, Droste-H. und Fontane vertreten, das 20. mit Doderer, Glauser, Dürrenmatt, dann Hey, -ky, Breinersdorfer (NDK), dann mit Gehrcke, Schlink, Berndorf und Gg. Klein (nebst einigen internat Exkursen).
bei watching-the-detectives mitarbeiten?
wenn ich nur bloggen darf und nicht eins an rezensionen abliefern muss und mich kurz fassen kann und rumsurfen und EIN FÄHNCHEN kriege – warum nicht?
anobunny
*hat d r e i mörder, von denen dpr sich einen aussuchen kann
Ui, das ist ja wirklich nur das Beste, lieber JL! Wobei es ja legitim sein kann, kommt auf das „Spezialproblem“ an.
Apropos „Spezialproblem“, liebe Wiesbadener Fachkraft: Wir haben ja UNENDLICH VIELE Kategorien hier im Blog! Aber das muss der Chef persönlich entscheiden, ob du da quasi carte blanche kriegst. Und das mit dem Fähnchen…ich sags ihm dreimal täglich! Echt! Aber er wirkt irgendwo so müde und apathisch in letzter Zeit…wahrscheinlich das Wetter…
na ja, ohne carte blanche gehts nicht.
*bestätigt
„grad kommt ne Diss. auf den Tisch, zu einem Spezialproblem der dt. Krimi-Geschichte.“
Was mag das bitte für eine Diss. sein? Für bibliografische Angabe wäre dankbar
TW
Auch dpr wäre dankbar. Ein Spezialproblem von Hoffmann bis Berndorf, das muss schon was haben. Auch ne schöne Diss: Warum die Hoch- von der Niederliteratur in Sachen Krimi mehr lernen konnte als umgekehrt, die Niederliteratur aber tatsächlich mehr gelernt hat als umgekehrt. Uff!
bye
dpr
Schon wieder jemand, der den neuen Aurelio Zen nicht mag. Offenbar stößt Michael Dibdins Spieltrieb auf großes Missfallen. Mich hingegen hat die Art und Weise, wie hier mit Versatzstücken des Genres jongliert wird, ganz prima amüsiert. Vor allem die Poststrukturalismus-Parodie (incl. Umberto Eco-Karikatur) fand ich großartig. Andererseits funktioniert der Roman trotz seiner kleinen Albernheiten auch als „Whodunit“. Übrigens ist der deutsche Titel „Tod auf der Piazza“ mit seinem Brunetti-Flair ziemlich blöd, der englische („Back to Bologna“) hingegen ein hübscher Gag.
@TW: Wigbers: Krimi-Orte im Wandel. (Königshausen & Neumann 2006). Ich könnte die Rez. noch abgeben.
Danke, verehrter JL, mal anschauen … Rez abgeben? Für welches Organ?
Artig, TW
Bitte. IASL. Bei Interesse off-list: jltmp@freenet.de.
Das eigentliche Problem aller Kriminalisten/Ermittler, und somit auch der meisten Krimi-Autoren, ist die Inkompetenz ihrer „Täter“ (von jener der Ermittler ganz zu schweigen). Man beschäftigt sich hauptsächlich mit den „Versagern“, denn nur solche sind ermittelbar bzw. können verurteilt werden 😉
Für Autoren ist es ergo um so schwieriger, „kompetente Täter“ zu ihren Protagonisten zu machen…
Wird allerdings einmal solch ein „Versuch“ gestartet bzw. realisiert, so schreitet die Gedankenpolizei lekorierend bzw. „re-„zensierend ein 😉 denn was nicht sein darf, das kann auch nicht sein 😉
Eic Ambler, Larry Block, Ross Thomas etc.?
Best
TW
Garry Disher
Andrew Vacchs, T. Jefferson Parker…
Die tumben Täter, meine ich, sind heuzutage eher im Bereich der „Comedy-Krimis“ (i.e. Hiaasen, Brookmyre et al.) zu finden.
Beste Grüße
bernd
Patricia Highsmith mit Tom Ripley
Richard Stark mit Parker und Grofield
Donald Westlake mit Dortmunder (und fast all seinen anderen Büchern)
Jonathan Gash mit Lovejoy
James W. Hall mit Thorn (ein Florida-Grenzfall)
Tom Kakonis mit Tim Waverly
Gregory Mcdonald mit Fletch (Preise, Wahnsinnsverkäufe und der Held macht auch seinen Schnitt)
Daniel Woodrell (wobei seine Helden nicht gerade Intelligenzbestien sind)
Jason Starr
Timothy Watts
Thomas Perry (sein Edgar-prämiertes Debüt The Butcher’s Boy)
John Ridley
Charles Willeford
Jim Thompson
James M. Cain
Michael Connellys „Void Moon“
und natürlich Elmore Leonard
fallen mir spontan ein.
Also manchmal sind Verbrecher schon die auch von der Kritik gelobten Helden.
Vor 9 Jahren gabs mal einen Roman, ich glaube, der hieß VIER, FÜNF, SECHS, da wurde dem an sich erprobten und auch sonst bezaubernden Mordkommissariat die Ermittlung entzogen, kurz bevor sie wasserdicht war. Wg. polit.Ranküne in Vorgesetztenkreisen. Sowas soll, höre ich, öfter mal vorkommen in Realtitätskreisen. Fehlt diese Variante der „Unvollendeten“ hier absichtlich oder zufällig? Nagt der historische Alzheimer auch in diesem erlauchten KennerInnen-Kreis? (Achtung: schlechtes Kurzzeitgedächntis bei oft hervorragendem Langzeiterinnerungsvermögen…)
Mit Gingko-Grüßen – P.
Hallo Pieke,
wenn ick doch nur so viel lese könnte wie jeschriebm wird…nee, kenn ick nich. Knackpunkt in obigem Artikel ist aber eher die Lesertäuschung. Typisches Szenario halt, vier bis sechs Verdächtige, alles wartet gespannt auf die große Entlarvung – und die kommt nicht! Jetzt mal ehrlich: Hättste dir das jetraut? Hättest nicht mehr aus dem Haus gehen können, hinter jedem Baum ein enttäuschter Leser mit gezücktem Tranchiermesser…Am Montag übrigens ein ganz, ganz übler Fall von Leserdüpierung, hab ich gerade zu Ende gelesen. Engländer,natürlich, die sind halt ausgebuffter.
Grüß mir den Keats.
dpr
Ach ja, vier, fünf, sechs: Hab ich gerade bestellt. Das wollt ihr doch nur, ihr geldgierigen KrimiautorInnen, dann sitzt ihr in euren Fincas, köpft die orangene Witwe und lacht euch ins Fäuschen. Und unsereiner fällt immer wieder drauf rein! – Hä, hä, ist aber wohl ein Remittentenexemplar (Sektkorkenknall storniert).
bye
dpr