Es naht der Herbst, die Krimis fallen. Die blühenden und die welken, die wo Krimi draufsteht und die wo Krimi drin ist, obwohl nicht Krimi draufsteht. Da kommt man als Kritiker schon mal in die Bredouille. Aber zum Glück gibt es einen (saarländischen!) Verlag, der uns Überforderten die Last der Einordnung von den Schultern nimmt.
Es ist der Saarbrücker Conte Verlag, in dem sehr verdienstvoll eine Jean-Amila-Werkausgabe erscheint, deren erster Band „Mond über Omaha“ es sogar auf die KrimiWelt-Bestenliste geschafft hat. Der zweite Band, „Mitleid mit den Ratten“ liegt nun ebenfalls vor. Er wurde mit einer äußerst hilfreichen Mitteilung der Pressereferentin verschickt, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen – die Mitteilung; nicht die Pressereferentin.
„Beim ersten Band, „Mond über Omaha“, erschienen im August 2005, wurde mancher Orts die Frage gestellt, ob und in wiefern dieses Buch dem Krimigenre zuzuordnen sei.“
Das ist korrekt. Anlässlich meiner →Besprechung des Romans hat sich ein kleiner diesbezüglicher Dialog zwischen Lars von der „Krimicouch“ und mir entsponnen. Ob anderswo auch, weiß ich jetzt nicht, aber viel kanns nicht gewesen sein. Doch weiter im Text.
„Konnte dies noch gerechtfertigter Gegenstand einer interessanten Diskussion sein, möchten wir bei „Mitleid mit den Ratten“ darauf hinweisen, dass es sich hier tatsächlich nicht um einen Krimi, sondern um einen roman noir handelt.“
Hm. Wusste gar nicht, dass das eine das andere ausschließt. Und, liebe Pressereferentin, taktisch vielleicht gar nicht so klug, eine „interessante Diskussion“ um den Roman abzuwürgen, selbst wenn er kein „gerechtfertigter Gegenstand“ sein sollte.
„Allerdings ist die Welt des Verbrechens Schauplatz der Handlung und die düstere Stimmung der série noir stetig spürbar, auch ein Todesfall spielt eine Rolle.“
Na, jetzt wird’s kompliziert. Kein Krimi, aber die Doofen könnten es vielleicht doch glauben. Niemand wird in einem englischen Landhaus ermordet, kein Sam Spade schleppt Malteser Falken durchs Mankellsche Südschweden. Aber irgendwie, naja…vielleicht doch „gerechtfertigter Gegenstand“?
„Dieser Hinweis sollte weder Ihr Interesse schmälern noch Ihr Urteil beeinflussen…“
Na, jetzt mal ehrlich, Frau Pressereferentin, warum denn überhaupt die freundlichen Hilfestellungen, wenn’s eh nichts bewirken soll? Ach ja, darum:
„…denn letztendlich liegt es bei Ihnen zu entscheiden, ob auch dieser Band wieder eine Chance auf die KrimiWelt-Bestenliste bekommen soll!“
Nee, nee, bei MIR liegt’s nicht, muss Sie enttäuschen. Da Sie mich aber irrtümlicherweise angesprochen haben, will ich die entsprechenden Informationen gerne an einige mir persönlich bekannte Juroren der Liste weiterleiten und, sind schließlich alles beschäftigte Leute, gleich die nötigen Regieanweisungen geben.
Also, lieber ToGo: Schreiben Sie in Ihr Leseexemplar: „Was ist Krimi? Professor Vogt fragen“. Lieber UNo, würdest du dir bitte überlegen, ob ein Todesfall in düsterer Stimmung aus einem Krimi, der keiner ist, einen Krimi macht, der von Verlagsseite keiner sein darf, aber dennoch auf die KrimiWelt-Bestenliste soll? Und, ach ja, bester TW: roman noir deshalb, weil das Buch einen schwarzen Umschlag hat.