Man erfährt es nur nebenbei, aber Hartmut und das namenlose ‚Ich‘ haben früher zusammen geduscht. Was der erste Teil verschweigt, enthüllt jetzt der zweite. Wie bei der etwas anderen Männer-WG zu erwarten, wurde das gemeinsame Duscherlebnis im Wesentlichen von Dosenbier und dem Geräusch der Wassertropfen auf demselbigen geprägt.
In Rekordtempo legt Oliver Uschmann mit „Voll beschäftigt“ den Nachfolger zu „Hartmut und ich“ vor und bleibt zum Glück nicht in der Sequel-Fangleine hängen. War das Debüt noch eine lose Folge von Einzelgeschichten, konzentriert sich Uschmann diesmal stärker auf eine durchgehende Handlung und gibt dem Erzähler mehr Raum als Hartmut, dem kreativen Derwisch. Gemeinsam rufen die beiden das ‚Institut für Dequalifikation‘ ins Leben und stutzen überqualifizierte Arbeitssuchende auf das wahre Leben zurecht. Um endlich einen Job zu finden werden Philologen zu Malochern und Malerinnen zu Anstreicherinnen.
Bei allem Humor überzieht Uschmann die Geschichte mit beißender Gesellschaftskritik, die in alle Richtungen austeilt, aber immer wieder zu dem Schluss kommt, dass eine Entscheidung gegen den Bauch eine falsche Entscheidung ist. Ganz nebenbei findet er die drolligsten Metaphern um komplettes Verknalltsein in Worte zu fassen und schafft es tatsächlich, an dieser Klippe nicht zu zerschellen. Schade nur, wenn er die Story an manchen Stellen mit zu viel Fantasie ins Absurde treibt. Die Kraft der gefühlten Realität reicht auch so locker aus, um das Buch lesenswert zu machen. Trotzdem: „Voll beschäftigt“ ist kaum schwächer als der Vorgänger und erschreckend weise, bzw. malocherschlau, um hier dem Gedanken der Dequalifikation Rechnung zu tragen. Passend dazu sollte man für das eigene Leben den Werbespruch einer Baumarktkette verinnerlichen: „Mach dein Ding“.
Oliver Uschmann: Voll beschäftigt
Fischer Taschenbuch Verlag
VÖ: 1.10.2006
www.hartmut-und-ich.de