Das Rezept scheint einfach: Man wirft normale Menschen in die Tragödien ihres Lebens und nennt die Sammlung der sieben Kurzgeschichten im Original „We’re in Trouble“. Spannung und Emotion werden sich dann schon einstellen. Aber dieses Rezept klingt nur in der Theorie leicht.
Schnell wird klar, dass Geschichten über Krebskranke, die ihren Tod selbst in der Hand haben möchten, oder junge Pärchen, die in einer einsamen Anglerhütte gegen den Erfrierungstod kämpfen, eine Gratwanderung sind. Zu schnell hätte das billiger Grusel oder klebrige Emotion werden können. Aber Christopher Coake trifft einen Ton, der einen tatsächlich das Atmen vergessen lässt, wie Nick Hornby schon vollmundig über das Buch verkündet hat. Coake greift fast ausschließlich Situationen auf, die uns täglich treffen können und zeichnet dabei die Charaktere auf eine Art und Weise, die sofort eine tiefe Nähe schafft.
Grandios die Geschichte des Musikers Danny, der sich seiner Patenpflichten bewusst wird, als die Eltern bei einem Autounfall sterben und einen dreijährigen Sohn hinterlassen. Während der Junge schläft, wacht Danny im Haus seiner Freunde und geht jeden noch so undenkbaren Gedanken durch, ob er sein Versprechen, für den Jungen zu sorgen, wirklich einlösen kann und will. Mit klaren, nüchternen Worten legt Coake die Gefühlswelt der handelnden Personen offen, ohne auch nur für eine Sekunde voyeuristisch oder vorhersehbar zu schreiben. Kurzum: Emotion ohne Kitsch und ein überragendes Debüt.
Christopher Coake: Bis an das Ende der Nacht
Goldmann
316 Seiten
ISBN 3-442-31109-8
VÖ: 1.8.2006