Ein Kollege von mir legt bei etablierten Acts gerne die Messlatte an, wie weit eine Band käme, würde sie ein solches Debüt veröffentlichen. Bei der neuen CD von Paul McCartney war es mal wieder Zeit für diese These, aber auch „Kapitulation“ eignet sich für dieses Gedankenspiel. Fakt ist: Wäre dieses Album das Debüt einer jungen Band, müssten Könige wie Tocotronic oder Kante um den Thron zittern.
Ohne Gedankenspiele ist das bereits achte Tocotronic-Werk der grandiose Beweis, dass es manche Bands schaffen, immer besser zu werden, ohne sich selbst zu verlieren. „Kapitulation“ ist intelligent ohne Kopfgeburt, spontan ohne Rockismen und lyrisch ohne Poesiealbum. Ohne Firlefanz hat das Quartett zwölf beeindruckende Songs eingespielt, die mit allen Mitteln des Rock spielen, aber niemandem verpflichtet sind.
Es tut gut zu hören, wie Musik und Text gleichberechtigt nebeneinander stehen und Dirk von Lowtzow fast nie die Worte singt, die man beim ersten Hören erwartet. Vom flirrenden Indie-Pop („Imitationen“) bis zur trotzigen Verweigerungshymne „Sag alles ab“ ist „Kapitulation“ mit Sicherheit nicht der Zustand, in dem sich die Musik von Tocotronic befindet.
Tocotronic - Kapitulation
Universal
VÖ: 6.7.2007
link: www.tocotronic.de
Ich find die neue Toco ja auch gut. Aber dass es gleich die neue Superkonsensplatte von Spiegel bis Hinternet wird hatte ich nicht gedacht.