Alan Furst: The Foreign Correspondent

Mit „The Foreign Correspondent“ schreibt Alan Furst seine Darstellung der Geschichte des 2. Weltkriegs fort. Wieder einmal stehen die kleinen, scheinbar unbedeutenden Figuren der Zeitgeschichte im Mittelpunkt seiner Darstellung. Eine Gruppe von italienischen Immigranten in Paris ist es diesmal. Mitten unter ihnen Carlo Weisz, Korrespondent vom Nachrichtendienst Reuter und Herausgeber der geheimen Zeitung der Gruppe, welche regelmäßig auf gefährlichen und verschlungenen Wegen nach Italien geschmuggelt wird.

Das Buch beginnt Ende 1938; die Zeit der scheinbaren Ruhe für die Gruppe geht vorbei. Der italienische Geheimdienst beginnt sich für die Zeitung und ihre Herausgeber zu interessieren. Auf Hilfe von außen brauchen die Immigranten noch nicht zu hoffen, die Alliierten stecken noch mitten in ihrer Appeasement -Politik und versuchen gleichzeitig alles um Italien auf ihre Seite zu ziehen.

Das ändert sich im Verlauf der ersten Hälfte des Jahres 1939. Die Münchener Konferenz, später die Annexion der „Rest-Tschechei“, dann der „Stahl-Pakt“ zwischen Deutschland und Italien. Zunehmend bekommen die Alliierten Interesse an der Gruppe und an Weisz und sind bereit, ihnen auch zu helfen.

Wie eine literarische Trüffelsau wühlt Furst im Dreck und Unrat der Zeit der späten 30er Jahre und fördert immer neue Prachtstücke zu Tage. Immer wieder ist Paris der Ausgangspunkt der Abenteuer. Seine Bücher gehören nicht in einer Serie verbunden zusammen und doch „sprechen“ sie miteinander. Es scheint fast so, als wenn Furst Schicht für Schicht die Epoche freilegen will. So taucht z.B. in „The Foreign Correspondent“ Nickolas Morath auf, Held des Romans “Kingdom of Shadows”. Weisz und Morath treffen sich in einer Brasserie, zufällig, sprechen kaum miteinander und verbringen doch in einer größeren Gruppe den Abend miteinander. Zuvor, so weiß der Leser von “Kingdom of Shadows”, war Morath in der Tschechoslowakei und hatte die Stellungen begutachtet, mit denen die stolze Armee des jungen Staates hoffte, die Deutsche Wehrmacht aufhalten zu können. Es sind ähnliche Stellungen, an denen später, als die Deutschen in Prag einmarschieren, Weisz vorbeikommt und diese verlassen vorfindet.

Das alles erzählt Furst, wie immer in seiner unnachahmlichen Art, die so unaufdringlich, so wenig vordergründig ist, den Geist und die Atmosphäre der damaligen Zeit gekonnt darstellt und die Geschichte zuweilen spannungsgeladen verdichtet. Man merkt es kaum und doch ist man plötzlich mitten drin in einer gefährlichen Szene. Die Gefahren, so vermittelt uns Furst, können in diesem undurchsichtigen Geschäft überall lauern und ständig über die Menschen hereinbrechen.

Sein Herz ist es, das Weisz, wie die meisten männlichen Helden Fursts, antreibt. Dessen Verlangen ist es, was Männer so manche „Dummheit“ begehen lässt. Aber diese „Dummheiten“ waren es womöglich, die in dem Meer von Terror immer wieder kleine Feuer der Hoffnung entzündeten. Denn am Ende, so wissen wir Nachgeborenen, wird die Geschichte weitergehen … finsterer und furchtbarer als Weisz und seine Gruppe es sich in ihren schwärzesten Träumen vorstellen konnten.

Alan Furst: The Foreign Correspondent. 
Random House 2007. 288 Seiten. 11,50 €
(noch keine deutsche Übersetzung)

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