Mit „The Dead Hour“ entwickelt Denise Mina ihre Serie um Patty Meehan vorsichtig weiter. Es ist 1984, Thatcher regiert und die Arbeitslosigkeit in Glasgow ist hoch; die alte Industrie geht kaputt und die neue ist noch nicht angekommen. Als einzige in der Familie hat Patty Arbeit. Auch die Zeitung, bei der Patty angestellt ist, soll auf Wirtschaftlichkeit getrimmt werden und erhält einen neuen Editor. Ungewissheit und Angst machen sich beim Personal der Zeitung breit.
Patty selber ist mittlerweile im Nachtdienst angekommen. Sie lässt sich Nachts von einem Fahrer durch die Straßen der Stadt kutschieren, hört den Polizeifunk ab und sammelt Nachrichten, die dann in kurzen, nüchternen Berichten am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Verkehrunfall, Selbstmord, kurze Ausbrüche von Gewalt. Viel ist es nicht. Eines Tages landet sie vor der Haustür von Vhari Burnett. Nachbarn hatten Lärm gehört und riefen die Polizei. Da stehen sie nun: Im Haus eine Frau mit blutigem Gesicht, vor dem Haus ein eleganter Mann, der behauptet, dass nichts wäre. Er drückt Patty eine 50 Pfund Note in die Hand und verschwindet ins Haus. Am nächsten Tag wird die Frau tot aufgefunden.
Wie im Vorgängerbuch, „The Field of Blood“, wechselt Mina auch in „The Dead Hour“ häufiger die Perspektive. So sind wir bei Kate, einer junge Frau, einer der jungen und schönen, die nur den Raum zu betreten brauchen und schon reißen sich die Männer darum, ihnen zu Diensten sein zu dürfen. Nun, ohne dass sie es so richtig merkt, diese Zeiten sind für Kate vorbei, denn sie kokst. Sie kokst sich um Sinn und Verstand und das was ihr einst wertvoll war.
„The Dead Hour“ ist ein stimmiges Buch, dominiert von Patty und ihren Sorgen. Die Familie, der Job, die Männer: Die bedächtige, aus armen irisch-katholischen Verhältnissen stammende Patty, 21 Jahre alt, versucht die große Welt der Zeitung und ihre Herkunft miteinander zu versöhnen. Und sie ist wieder dran an einem Fall. Warum, so stellt auch jemand in der Polizei die Frage, wurde Burnett von den nachts erscheinenden Polizisten nicht geschützt? Bei Patty wächst nicht nur die Angst, dass die Geschichte mit dem 50 Pfund Schein aufkommt, sondern sie beobachtet auch immer wieder das gleiche Auto, das ihr durch die Stadt folgt und überhaupt: Wer glaubt schon einer jungen fetten Frau, die etwas anderes behauptet als Polizisten.
„The Dead Hour“ ist ein Buch, das zum Schluss hin viel Spannung und Schwung entwickelt.. Bis es allerdings soweit ist, dauert es eine Weile. Zuvor, wenn Patty und ihre Welt das Buch dominieren, ist der Text zwar mit Spannung durchwirkt, aber sie ist eben nicht so greifbar. „The Dead Hour“ ist ein wunderbar atmosphärisches Buch, und es gelingen Mina mit kurzen Andeutungen tiefe Personendarstellungen. Alleine die Auflösung, die scheint mir nicht ganz zwingend, aber das mag sensibleren Naturen anders ergehen.
Denise Mina: The Dead Hour.
Bantam 2007. 464 Seiten. 11,95 €
(noch keine deutsche Übersetzung)