Wenn man nach zwanzig Jahren aus einem fernen Land nach Hause zurückkehrt, kommt man in ein anderes Land zurück. Erst recht, wenn es sich um Irland handelt, wo inzwischen der „celtic tiger“ ausgebrochen ist: Statt Kerrygold, „51. Bundesstaat der USA“.
Eigentlich kam Ed Loy nur zurück um aufzuräumen und mit seiner Vergangenheit abzuschließen. Seine Mutter muss begraben werden und das Elternhaus, wenn auch heruntergekommen, soll verkauft werden. Aber noch während des Begräbnisses seiner Mutter wird er gebeten, das plötzliche Verschwinden von Peter Dawson zu untersuchen. Dawson ist der Spross einer reichen Bauunternehmerfamilie und war für das elterliche Geschäft zumindest soweit tätig, dass er ein sehr hohes Einkommen bezog.
Das neue Irland ist in voller Blüte, die Grundstücks- und Häuserpreise sind explodiert und solche Goldminen provozieren zwangsläufig zwielichtige und durchsetzungswillige Personen. Es geht, soviel wird bald klar, um das Gelände eines Golfclubs, welches in Bauland umgewidmet werden könnte … spielte nur der Stadtrat mit. Ganz klar auch, dass die kriminellen Motivationsprofis zu diesem Zweck unterschiedliche Instrumente bereithalten.
So sehr sich das Land auch gewandelt haben mag, Ed Loy stößt ständig auf die Freunde und Bekannten seiner Jugend bzw. auf die seiner Eltern. Dabei, so erkennt er, weiß er nichts über das Leben seiner Eltern, obwohl doch das plötzliche Verschwinden seines Vaters und die Liaison seiner Mutter mit einem anderen Mann der Grund für seine überstürzte Flucht war.
Wenn man die dem Buch zugrunde liegende Struktur betrachtet, merkt man sofort, dass Declan Hughes sich hier beim Bestseller „Wie schreibe ich einen zeitgenössischen Detektivthriller“ bedient hat. Ed Loy ist ein Detektiv, in einer problematischen Lebenssituation steckend, von der Polizei verachtet, von Gangstern geschlagen, im Kampf gegen die Reichen. Aber dennoch ist es ein lesenswerter Krimi: Die Sprache ist knapp, die Geschichte spannend, das Personal interessant und mit Tiefenschärfe dargestellt, und der Autor jederzeit Herr der komplexen Handlung und der vielen Handlungsfäden.
„The Wrong Kind of Blood“ ist ein Buch, welches dem Leser Irland präsentiert, ohne die Reflexe nach irischer Romantik zu befriedigen und das ein wenig den Wandel andeutet, den das Land durchgemacht hat. Es ist ein toughes Buch mit gewaltbereiten und -tätigen Menschen, die häufig am Rand der Bodenhaftung stehen, und es besitzt einige witzige Szenen.
Mag Irland sich auch gewandelt haben, von einem Klischee mag Hughes in seinem Buch nicht weichen: Sie saufen Guinness und Jameson, und wenn sie es ganz gut mit sich meinen, saufen sie den gebrannten Torf ihrer keltischen Brüder von der anderen Seite der Irischen See (i.e.Lafroiag ).
Declan Hughes: The Wrong Kind of Blood.
Harper Collins 2007. 352 Seiten. 5,99 €
(deutsch: Blut von meinem Blut. Rowohlt 2006. 432 Seiten. 8,90 €)