Silvestermorgen. Die Redaktion der Online-Illustrierten Hinternet. Großer Sitzungssaal. Noch brennen hier die letzten Adventskränze, liegt angeknabbertes Gebäck auf dem geschmackvollen senffarbenen Teppichboden und Senior-Azubi Jochen zum nachweihnachtlichen Chill-Out in einer Ecke. Der Rest der Mannschaft hat sich zum Jahresendritual versammelt. Wir werfen einen Blick in die nahende Zukunft des Krimijahres 2008.
Dpr, schwarzer Umhang, schwarzer Zylinder, schaut Anobella tief in die Augen. Er flüstert: „Dir wird gaaaaanz anders…“ Hypnotiseur und Medium: Mit dieser Nummer sind die beiden vor langer Zeit schon über die Rummelplätze der Republik gezogen, als Anobella noch jung und Dpr noch kriminalliterarisch unbeleckt war. Jetzt zelebrieren sie das aufregende Spektakel nur noch im Dienste der Trendvorhersage. Was wird es Neues geben? Was bleibt beim Alten? Langsam verglasen die Augen des Mediums, sein Mund öffnet sich, eine hohle Stimme fährt aus ihm und spricht: „So. Ich wär dann präpariert. Was wollt ihr wissen?“
„Alles!“ schallt es unisono zurück. Anobellas Haupt pendelt tranciert. Sie lächelt. Und spricht – mit noch hohlerer Stimme: „Okay. Dann zum Mitschreiben. Die zehn wichtigsten Ereignisse des nächsten Krimijahres.“ Wir schreiben mit.
1. Auch 2008 werden Krimis geschrieben.
2. Darunter viele grottenschlechte.
3. Im März 2008 erregt das Erscheinen der Krimianthologie „Hell’s Bells“, herausgegeben von Frau Christiane Geldmacher, allergrößtes und republikweites Aufsehen. Denn zum ersten Male findet sich dort die Talentprobe eines wahrhaft messiashaft in den Dumpf hiesigen Krimischaffens reinhauenden Autors, die erste Fußspur eines Giganten im putzigen Zwergenland.
4. Im Mai 2008 gibt Herr Thomas Wörtche den nicht mehr fernen Startschuss für seine neue Reihe „RITTER SPORT“ bekannt. Sie wird im „Verlag der mittelständischen Süßwarenindustrie“ erscheinen und ausschließlich Ritter- und Sportromane verlegen, die Bücher werden quadratisch sein und in diversen Geschmacksrichtungen ausgeliefert.
5. Eine große Krise erlebt die deutsche spannungsverarbeitende Industrie im Juni. Sie ist Vorbotin noch größerer kommender Ereignisse, die mit Punkt 3 dieser Liste zu tun haben. Die bis dato mit dem gelieferten Mist hochzufriedene Leserschaft murrt und verweigert den Ankauf von Neuerscheinungen. Sie wartet auf die Erlösung von ihren Sünden und schaut zum Himmel, ob dort ein Schweifstern seine Bahn zieht. Im Morgenland rüsten sich drei Könige zu einem Abstecher und packen diverse Geschenke auf ihre Kamele.
6. Im Juli wird kein einziger Krimi in Deutschland verkauft. Ausnahme: Die Anthologie „Hell’s Bells“, deren dreimillionstes Exemplar im Einkaufskorb eines glücklichen Konsumenten verschwindet. Die zu Ruhm, Ehre und einem größeren Geldbetrag gelangte Herausgeberin erwirbt ein Schloss auf Amrum sowie drei jugendliche Liebhaber und 4000 Ziegen. Sie widmet sich fortan der Käseherstellung und der Verfertigung eines dito Käseromans mit dem Arbeitstitel „Mord in der alten Käserei“.
7. Kein Geringerer als Günter Grass veröffentlicht im August den ersten Roman in der neuen Ritter Sport Edition des ehedemen Krimikaplans Wörtche. Es handelt sich um eine fiktive Biografie der SPORT-Legende Jan Ullrich; sie trägt den Titel „RITTER der Landstraße“.
8. Endlich! Im September wird ein Schweifstern über dem Saarland gesichtet. Sofort schickt das Syndikat, die Vereinigung deutscher verelendeter Krimischaffender, ein Killerkommando aus, das alle neugeborenen Krimiautoren im lieblichen Land an der Saar meuchelt. Pech: Sie übersehen einen, der wegen Grippe seinen Stall nicht verlassen kann.
9. Ebenfalls im September erscheint endlich: „Menschenfreunde“ – Ein Kriminalroman wie Donnerhall. Laufende Fernsehsendungen werden unterbrochen, Sportveranstaltungen abgesagt, die Kirchen dem sofort einsetzenden literarischen Diskurs als Versammlungsorte zur Verfügung gestellt. Drängendste Frage: Ist „Menschenfreunde“ „nur“ ein Krimi oder mehr als ein Krimi oder überhaupt kein Krimi, sondern ein Naturereignis? Letzteres, entscheidet das Publikum und beginnt wie verrückt den Roman zu kaufen.
10. Mit den Geschenken der drei Könige (Dollars, Euros und zwei Eintrittskarten für das Comebackkonzert von Wencke Weihrauch) sowie den reichlich fließenden Tantiemen zieht sich der Autor von „Menschenfreunde“ kurz vor Weihnachten aus dem literarischen und öffentlichen Leben zurück. Er übernimmt das Amrumer Schloss der inzwischen wieder verarmten Herausgeberin von „Hell’s Bells“, prügelt die drei jugendlichen Liebhaber zurück ins Erziehungsheim sowie die inzwischen 6.795 Ziegen mit einem Fußtritt ins Meer und lebt fortan glücklich mit der 6.796., die ihm versprechen muss, ihren Roman „Mord in der alten Käserei“ nicht weiter zu malträtieren, sondern sich stattdessen Tag und Nacht mit ihrem neuen Schlossherrn und Meister über das Thema „Krimi ohne Verbrechen – geht das überhaupt?“ zu unterhalten. So nimmt ein denkwürdiges Jahr sein noch denkwürdigeres Ende.
UNSEREN LESERINNEN UND LESERN WÜNSCHEN WIR DENNOCH EIN GUTES JAHR 2008!
„menschenfreunde“ erst im september …?
*überlegt
dann wirst du also erst nur bei uns erhältlich sein … über ein halbes jahr lang …
**über ihrem taschenrechner
„Herbst 2008“, mein Zicklein. Manchmal beginnt der Herbst schon früher, manchmal etwas später. Nehmen wir momentan mal als Mittelwert September. Bis dahin könnt ihr noch prima an mir verdienen.
bye
dpr
*gönnt es dir
messiashaft, ja? ihr sollt nicht immer unfug mit meinem namen treiben.
gut pariert!
*applaudiert
Mit wärs denn mit dem Pseudonym Meike Messias? Oder, angloamerikanisch: Melissa Messiah. Du könntest dann einen Verschwörungsthriller („Der fünfte Dudelsack“) schreiben, kämst damit auf die Bestenliste und sie würden ein Wer-steckt-dahinter-Quiz machen. Überleg dirs!
bye
dpr
*bringt die Karriere von Frau H. auf Touren
Melissa Messiah …
*kippt lachend unter den Tisch
**stößt mit dpr an
haha. als ob ich DEN lahmen witz nicht schon TAUSEND mal…
auch noch vorgeschlagen wurde:
erika erlöser
mia messiah
joana jesus
*leidet immer noch unter dem gekicher der anderen konfirmanden beim weihnachtsgottesdienst, damals vor zwanzig jahren, „denn euch ward heute…“
*kommen die tränen
und was ist mit m e i n e m namen?
von dieter, paul und rudoph ganz zu schweigen.
**beschwipst
ich hab letztens erst wen im fernsehen gesehen, der hieß moneymaker, und das lustige war, der hatte was mit glückspiel zu tun! was haben wir gelacht!
*grinst*
Christiane de Faire-d’Argent. Sehr nobel.
bye
dpr
*trink nicht zu viel
**mag „erika erlöser“
unser KÜNSTLERNAME heißt geldern.
*hat zwei nachnamen
**stößt an
***trinkt zu viel
faire d’argent, hahaaaa!
*trinkt sich schon mal warm mit brut d’argent*
**feiert gleich mit den millionärswitwen aus der dahlemer nachbarschaft**
***sind nicht alle über 80!***
Brut d’argent? Das Zeug kippen unsere ukrainischen Zwangspraktikantinnen gerade in den Whirlpool. Gleich beginnt die große Hinternet-Silvesterparty, Raphael sucht schon verzweifelt nach seiner Badehose, mal abwarten, ob Chef Walter wieder mit den Socken in den Schampus steigt.
bye
dpr
*besauft euch nicht, Mädels!
**Enthemmung bitte nur, wenn ich in der Nähe bin!
***ist Geldern nicht eine Stadt?
tststs, was sagt wohl christiane brut – äh – faire d’argent dazu?
Die sagt gar nichts. Die definiert gerade Krimi.
bye
dpr
*dass Raphael heute morgen um 4 noch den Pool ausgetrunken hat, wäre nicht nötig gewesen
auf DIE definition bin ich gespannt, weil, seitdem hört man ja GAR NICHTS mehr von ihr…
ich definiere den kurzkrimi.
*selbstbewusst
**arbeitet theoretisch