„Da versucht z.B. einer verzweifelt das ihn ignorierende Syndikat zu provozieren, der andere ergeht sich in merkwürdigen Satiren, die am Rande noch etwas mit Krimi zu tun haben. Aber die interessanteste Meldung der Krimiszene verpennen irgendwie alle.“
Ja, liebe →Silvia Kaffke, ich habs verpasst. Beim nicht stattgefunden habenden „Raunen durch den Blätterwald“ hab ich mitgeschwiegen und das ist, du sagst es, merkwürdig. Denn etwas Erschütterndes ist passiert: Jacques Berndorf, laut Kaffke erfolgreichster deutscher Krimiautor, hat →den Verlag gewechselt. Im Zorn, wie man so sagt. Nicht mehr grafit, sondern kbv, es ging wohl um Filmrechte, über die man sich nicht einigen konnte. So weit, so schlecht.
Dass sich Kollege Ludger (denn nur er kann der Verzweifelte sein, der sich am ignorierenden Syndikat freudianisch abarbeitet) et moi (für merkwürdige Satiren bin ja wohl ich zuständig) nun nicht lauthals auf und in den Kasus gestürzt haben, ist natürlich unentschuldbar. Der Alligator immerhin hats gemeldet, weil der Alligator eben die Tagesschau ist. Aber Ludger, moi und die anderen? Wir sind Blogs, liebe Silvia. Wir sind nicht der kriminelle Eifel-Kurier oder die FAZ der Spannungsliteratur, schon gar nicht die Posaunisten von Verlagen und Autoren. Keiner von uns sieht sich wohl als Szeneberichterstatter (setz ich jetzt mal voraus; Widerspruch bitte anmelden), schon weil es ja eine „Krimiszene“ gar nicht gibt, und wäre ich jetzt schlecht drauf, würde ich sagen: Eh, das liegt auch an den AutorInnen, die so vor sich hin wurscheln und immer nur die Klappe aufreißen, wenn ihnen was nicht passt, sonst aber besagte Klappen halten (ich erinnere zart an die „Tannöd-Affaire“, da haben sie fast alle geschwiegen, Frau Kaffke inklusive). Wir machen auch nicht die Pressearbeit für die Verlage, wir werden nämlich von den Verlagen nicht bezahlt. Wir machen was wir wollen, wir machen es umsonst, es muss sich keiner drauf einlassen, es darf aber auch keiner verlangen, dass wir nun einen journalistischen Informationsdienst aufziehen. Okay, könnte man drüber reden, klar. Aber dann wird’s teuer.
Also: Herr Berndorf hat den Verlag gewechselt. Aha. Es gibt, glaube ich, Wichtigeres, z.B. AutorInnen, die zur Zeit in D-Land überhaupt keinen Verlag finden, obwohl sie es von der Qualität ihrer Arbeit aus betrachtet eigentlich müssten. Aber bevor jetzt noch ein Reissack umfällt, mach ich lieber Schluss.
Ich sag‘ einfach mal, dass diese kleine Geschichte die Politik der strikten „Nichteinmischung“ reflektiert, die, so könnte man meinen, kollektiv von den deutschen Krimiautoren gefahren wird (einzelne Gegenbeispiele belegen die Regel.
Gemessen zumindest an dem was ich bei US-amerikanischen,britischen und irischen Autoren an Einblicken, Teilnahme und Rückmeldung tagtäglich erlebe, könnte man meinen, dass deutsche Krimiautoren ex cathedra ihre Texte dem Volke nahebrächten.
Es steht ihnen ja frei so zu verfahren, aber sie dürfen doch dann nicht erwarten, dass ihre „Befindlichkeiten“ im Zentrum des Interesses der sich aus zwei Blogs konstituierenden „Krimibloggerszene“ stehen.
Und wenn man sich Frau Kaffkes „Blog“ ansieht, merkt man auch schnell, wes Geistes Kind sie ist: Die kreist ja auch fast nur um sich selbst und findet sich ganz, ganz toll.
Also so spannend finde ich die Meldung vom Verlagswechsel nicht. Schließlich hat Berndorf in den vergangenen Jahren nicht ausschließlich bei grafit veröffentlicht (und die Taschenbuch-Ausgabe seines letzten Eifelkrimis erscheint bei grafit).
Das Interview ist schon interessant – und wirft einige Fragen auf. Z. B. Warum hat Berndorf keinen Agenten, sondern lässt die Rechte vom Verlag verwalten? Warum hat er noch kein Drehbuch geschrieben, wenn er doch ständig angerufen wird?
Und noch zwei Anmerkungen:
1) Mit „Brennendes Schweigen“ wurde bereits ein Eifel-Krimi verfilmt.
2) Manchmal funktioniert das mit den Verfilmungen einfach nicht. Von Harlan Coben wurde bis jetzt nur ein Buch in Frankreich verfilmt. Es gibt nur eine Tony-Hillerman-Verfilmung. Von Lawrence Block wurde fast nichts verfilmt (und dabei gab es gute Projekte wie eine Matt-Scudder-Verfilmung mit Harrison Ford). James Lee Burke dito. Von Horst Eckert wurde bis jetzt nichts verfilmt. Alles erfolgreiche Autoren mit vielen, vielen Fans.
spannendes Interview! (Und, mindestens im ersten Teil, just zu dem Thema Fiktion, das für Frau Kaffke so abwegig ist.)
Beste Grüße!