Wie die Pfingstochsen schuften wir, damit euch die Feuerzungen der kriminalliterarischen Meldungen nur so auf die Häupter prasseln. Und bekommt dann aus Österreich auch noch zugerufen, man arbeite ja Sonntags nicht… Gegenbeweise folgen zuhauf.
Voriges Jahr erschien bei Grafit die deutsch-holländische Krimi-Koproduktion „Nach allen Regeln der Kunst“ von Thomas Hoeps und Jac. Toes. Der →„Lifestyle Presseservice“ vermeldet nun, dass der Roman „als einer von fünf Titeln für den »Gouden Strop«, den wichtigsten Preis für niederländische Kriminalliteratur, nominiert worden“ ist.
Preiswürdig waren auch die vier Polt-Krimis von Alfred Komarek. Auf einen fünften wird man sich ab sofort freuen dürfen, hat doch der Autor der österreichischen →„Kleinen Zeitung“ dies in den Notizblock diktiert.
Bleiben wir für einen Moment in Österreich und lesen, was Ingeborg Sperl im →„Standard“ über Thomas Raabs „Der Metzger sieht rot“ schreibt, das neueste Abenteuer des putzigen Restaurators, das „Anlass zu alltagstauglichen philosophischen Abschweifungen, welche leicht pessimistisch eingefärbt erscheinen“ gibt.
Aber ich seh gerade, das mit den Österreichern kann ich mir schenken, das macht →die Frau Krimi schon. Den Raab hats auch dabei, den könnt ich also wieder rausschmeißen, aber lassen wir ihn halt stehen.
Partout nicht rotsehen und oder sonstwie etwas pessimistisch einfärben muss Jan Seghers. Wurde doch seine „Partitur des Todes“ soeben zum „Buch des Monats“ bei der →„Lippischen Wochenschau“ gewählt (Ich gestehe, zuerst „Läppische Wochenschau“ gelesen zu haben). „„Partitur des Todes“ macht den Leser zum Seitenfresser, Jan Seghers Roman verspricht schlaflose Nächte. Es ist allerdings auch ein eindringliches Stück über die Vergangenheit, und wie erfolgreich wir diese oft verdrängen, so Anika Schulz in ihrer Buchempfehlung“. Die damit zugleich zur Empfehlung wird, wie das Hungerproblem zu lösen ist: einfach mehr Buchseiten spachteln!
„In atemberaubenden Szenarien packende Plots, die schier an die Grenzen des Unvorstellbaren gehen“ erwarten die Lesehungrigen in Horst Fesselers „Botschaft aus der Schattenwelt“. Ein Buch, das, so →„Firmenpresse.de“, den interessierten Lesern mit existentiellen Fragen fesselern wird: „Gibt es überhaupt ein Weiterleben nach dem Tod? Wenn ja, in welcher Form? Oder ist alles nur Aberglaube?“ Oder am Ende doch nur temporärer Sauerstoffmangel im Hirnkasten?, setzen wir fassungslos dazu.
Vielleicht hilft ja Saufen, permanent „Last Drinks“ in sich hineinschütten, um so manches auf dieser schönen Krimiwelt ertragen zu können. Den gleichnamigen Roman von Andrew McGahan bespricht schon mal Tobias Rapp fürs →Deutschlandradio.
Dass der Herr Bond Bregenz und die Österreicherinnen unsicher gemacht hat, wissen wir inzwischen, nicht zuletzt dank oben erwähnter Frau Krimi. Wer mehr über den Bondschöpfer als über seine Kreatur wissen möchte, dem sei ein Artikel im →„Guardian“ empfohlen, wo Charlie Higson Interessantes über „The man behind 007“ zu erzählen weiß.
Überhaupt: Eine empfehlenswerte Adresse für Krimifreunde, dieser „Guardian“. Man findet dort auch →neueste Kurzkritiken aus dem „Criminal Underground“ sowie einen Bericht über den →„History Man“: „David Peace blends fact, fiction and speculation in books on Yorkshire murders, the miners‘ strike, Tokyo and Leeds Utd. For him, the novel is the perfect form to examine real life“.
Zum Thema Faction / Fiction passt auch wunderhübsch ein Beitrag der →„Los Angeles Times“, in dem sich Blogkollegin Sarah Weinman Gedanken über den merkwürdigen Kasus macht, dass immer mehr literarische Figuren und Autoren selbst zu literarischen Figuren in Krimis werden.
Ebenfalls in der →„Los Angeles Times“ wird Richard Starks „Dirty Money“ vorgestellt. Richard Stark? Nie gehört? Nun, dahinter steckt Donald E. Westlake, und den kennen wir natürlich genauestens.
Auf der anderen Seite von Amiland hat die →„New York Times“ Louise Erdrichs neuen Roman „The Plague of Doves“ eine ausführliche Rezension gewidmet. Kurz und knackig liebt man es hingegen beim kanadischen →„Globeandmail“. Hier werden u.a. Michael Gruber, Tom Rob Smith und Joy Fieldung besprochen.
„D.H. Dublin, Forensic Thriller Author“. Nun, wir geben zu, weder zu wissen, wer D.H. Dublin ist noch was wir uns unter einem forensischen Thrillerautor vorstellen müssen. Deshalb bringt das von →„American Chronicle“ lancierte Interview einiges an Erkenntnisgewinn.
Auch der Name Chris Simms ist uns nicht unbedingt ein Begriff. Sein neuester Thriller, „Hell’s Fire“ erinnert jedoch an die von Christiane Geldmacher herausgegebene Anthologie „Hell’s Bells“ (Poetenladen Verlag). Christiane Geldmacher stammt aber leider nicht aus Manchester wie Chris Simms und wird deshalb nicht wie dieser von →„Manchester Confidential“ porträtiert. Schade eigentlich.
So. Und zum Schluss gehts in die große weite Welt, nach Südafrika und Australien. Dort spielen die neuesten Produktionen von Mike Nicol („Payback“) und Peter Temple („Dead Point“). →„Mail&Guardian Online“ wissen mehr darüber.
Der Dank geht wieder einmal nach Hamburg, dem Tor zur Welt.
Das Gegenstück zu Hell’s Bells verantwortet Michael Connelly: The Blue Religion (2008). Ed. by Michael Connelly: „emotionally trying cases … these gripping stories trace the perils and occasional triumphs of lawmen and women who put themselves in harm’s way to face down the bad guys“.
Genau, das war die Hausaufgabe, die uns die Herausgeberin gestellt hat! „Face down the bad guys!“ oder, in ihren Worten: Am Ende muss das Gute immer siegen! Das ist Genregesetz! — Bis auf Albertsen haben sich auch alle dran gehalten.
bye
dpr
Ich bin untröstlich, dass ich den Komarek nicht gefunden habe. Mit dieser „Kleinen Zeitung“ komme ich nicht zurecht.
Ja, meine Liebe. Das ist natürlich der Unterschied zwischen einem Blog-Emporkömmling und einem seit Jahrzehnten bestens am Markt etablierten Produkt wie wtd! Wir finden alles, wenn wir wollen!
bye
dpr