Ken Bruen / Jason Starr: Flop

(Keine Rezensionen mehr! Und gleich eine Ausnahme. Laut Paragraph 5f) der Ausbildungsverordnung für KrimirezensentInnen sind wir verpflichtet, das Gesellenstück unseres Azubi Jochen blogmäßig unters digitale Volk zu streuen. Wir brauchen uns auch nicht dafür zu schämen, denn dank kompetenter Ausbildung ist es Jochen gelungen, ein Gesellenstück von gediegener Eleganz, handwerklicher Leichtigkeit und intellektueller Prägnanz anzufertigen. Lesen Sie selbst!)

Ich mach in Zukunft meine Schuhe
Immer nur mit einem Knoten zu
Die Hände immer in den Hosentaschen
Und nach dem Zähneputzen heimlich naschen
Und danach den Rest wegschmeißen
Danach nicht spülen, Deckel nicht schließen

Böööööse ich bin so bööööse
böööse unsagbar böööse
böööse entsetzlich bööse

Knorkator, „Böse“

Max Fisher, erfolgreicher Chef einer Netzwerk-Firma, liebt große Brüste und hasst seine Frau. Eine Scheidung kommt wegen der zu erwartenden finanziellen Einbußen nicht in Frage, also wird flugs ein Killer engagiert, die holde Gattin aus dem Weg zu räumen. Sekretärin und Geliebte Angela hat angeblich einen Cousin, der jemanden aus dem IRA Umfeld kennt, der schmutzige Aufträge übernimmt. Erfahren, getan; Dillon, Deckname Popeye, comes along – killt gegen ein besseres Taschengeld das leidige Eheweib und leider auch die zufällig anwesende Nichte des Auftragebers. Ist ein zu verschmerzender Verlust, war zwar ganz nett die Kleine, aber auch ein bisschen zu fett…
Dummerweise ist der Killer keineswegs der Freund eines Freundes, sondern ziemlich eng liiert mit dem Objekt der Begierde des Herrn Fisher. Zudem ein Psychopath ersten Ranges, der auch schon mal einem japanischen Touristen die Kehle aufschlitzt, weil ihm gerade danach ist. Das mit ihm nicht gut Pizza essen ist, erfährt auch Angela, die sich auf einmal bemüßigt sieht in einem Drei-Fronten-Krieg ihre Interessen vehement vertreten zu müssen. Denn neben Fisher und Popeye Dillon, dem durchgeknallten Killer, tritt noch Bobby Rosa, der querschnittsgelähmte Kleinkriminelle auf den Plan, der aus dem Mordkomplott seinen Profit schlagen möchte. Am Ende wimmelt es von betrogenen Betrügern, zudem gibt es einige Abgänge zu beklagen.
Was das Autorenduo Bruen/ Starr da auftischt, ist mal witzig, mal dezent spannend, aber immer eine Spur zu viel des Guten. Da wird auf jeden Kniff ein weiterer draufgesetzt, um ja möglichst abgefahren zu wirken; doch letztlich lässt sich der Ausgang der Geschichte bis auf Kleinigkeiten nach wenigen Seiten erahnen. Zudem ergibt das Buch keine Einheit, zu unterschiedlich geschrieben stehen Bruens und Starrs Passagen nebeneinander. Während Bruen sich noch um einen Hauch Eigenständigkeit bemüht – die leicht aufgesetzt wirkende Betonung der irischen Lebens- und Denkungsart – ist Starr ein gelehriger und unreflektierter Schüler Quentin Tarantinos. Da dürfen abgewrackte Figuren auftauchen, die redundantes Zeug quatschen, sich zu großen Gangstern aufspielen möchten und erbärmlich scheitern. Ob Tarantino wohl ahnte, was er mit Pulp Fiction anrichten würde? Jim Thompson zu vertreiben und Eric Rohmer auf Speed Einlass verschafft zu haben, ist eigentlich nichts, worauf man stolz sein kann. „Flop“ ist da gelehriger Schüler. Eine Geschichte heilloser Egozentrik und Dekadenz, eingebettet in innerfamiliären Mord, Totschlag und Erpressung. Liest sich recht flott und mit Aha-Effekt, ist aber auch genauso schnell wieder vergessen. Keine positiven Heroen in Sicht, aber auch kein konzeptioneller Gegenentwurf; stattdessen eine kleine, rasante Geschwätzigkeit mit einigen ebenso ekligen wie dämlichen Einfällen. Möchte so gerne Noir sein, ist aber bestenfalls das Grau eines Jugendknasts, in dem Jim Carrey den Gefängnisdirektor spielt.
Und alles, wirklich alles, ist fürchterlich böse, perfide und gemein. Und am Ende fühlt man sich gefoppt.

Ich bin in einer finsteren Sekte
Die in mir die Erkenntnis weckte
Dass unsere kurze Daseinsfrist
Mehr Spaß macht, wenn man böse ist

Das vermittelt „Flop“ sehr wohl. Mehr aber auch nicht.

Ken Bruen / Jason Starr: Flop. 
Rotbuch 2008 (Bust, 2007). 288 Seiten. 9,90 €

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