Pieke sieht schwarz

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Pieke Biermann müsste man heißen und Kriminalreportagen schreiben. Dann könnte man es sich an einem tropischen Tag wie diesem in der „Schattenwirtschaft“ gemütlich machen. Aber besuchen Sie die Dame doch ganz einfach selbst in ihrem Idyll. Am Freitag, 1. August 2008 im RBB-Inforadio 93,1 um 10:27 und 13:27 Uhr und am Sonnabend, 2. August 2008 in DER TAGESSPIEGEL. Wenn es wieder heißt: „Zoom auf die Schattenwirtschaft“ (oder Klick aufs Bildchen…)

Schwarzarbeit. Zu kaum einem Phänomen aus der breiten Grauzone von legal über legitim bis illegal gibt es so viele entgegengesetzte Haltungen. Moralische, ökonomische, kriminalpolitische, sozialpragmatische.

Die einen winken nonchalant ab: “Macht doch jeder!” Andere sagen: “Ohne Schattenwirtschaft könnte gar keine Nationalökonomie überleben!” Oder: “Ist doch die ideale win-win-Situation wie Korruption – alle profitieren, niemandem schadet’s!”Oder: “Steuer- und sozialabgabenbereinigte Kohle kurbelt den Konsum an!” Oder: “Wer schwarz arbeitet, verhält sich genauso ökonomisch vernünftig wie der Unternehmer, der seine Produktion ins billige Ausland verlegt!”

Eindeutig ist nur eins: Schwarzarbeit ist die Boom-Branche der Globalisierung. Ihr Volumen allein in Deutschland beträgt rund 350 Milliarden Euro. Jahr für Jahr. Rund 40 Prozent davon laufen in einer Branche auf: Der Baubranche. In Berlin ist jeder zweite, in Brandenburg jeder dritte Arbeitsplatz auf Baustellen ein Schwarzarbeitsplatz.

Schaden tut das sehr wohl und sehr vielen: den Steuer-, Gesundheits- und
Rentenkassen; den Unternehmern, die immer noch Tarifbindung und Mindestlöhne respektieren und pleite gehen, weil sie selbst für staatliche Aufträge “zu teuer” sind; und vor allem deren Arbeitern.

Zeit, selbst aktiv zu werden, fanden Gewerkschaft und Unternehmer, erfanden gemeinsam das “Bündnis für Regeln am Bau” und schicken seit 2004 ihre Leute auf Beobachtungsposten. Bei der IG Bau sind es ehrenamtliche gestandene Facharbeiter auf Rente. Die Fachgemeinschaft Bau mit rund 1000 mittelständischen Berlin-Brandenburger Betrieben entschied sich für Professionalisierung, holte sich arbeitslose Bauleute aus dem Poolder Jobcenter und schulte sie um zu “Baustellenläufern”.

Detektive am Bau, 5 bis 10 Baustellen pro Tag, mit Kameras mit starkem Zoom. Sie sammeln das Beweismaterial, das die Ermittlungsbehörde braucht, um ihrerseits aktiv werden zu können. Gegen alles, was gegen deutsches und europäisches Recht verstößt, von der kleinen Ordnungswidrigkeit über die “kleine Geldwäsche” bei Minijobs, Steuerhinterziehung und Abgabenbetrug bis zur internationalen OK.

2 Gedanken zu „Pieke sieht schwarz“

  1. In Mathe nicht besonders stark,oder?
    300 Milliarden pro Jahr bedeutet jeder 2te Arbeitsfähige hätte pro Jahr ein Nebeneinkommen von ca 15000 €.So einen Schmarrn derart kritiklos zu verbreiten kann man nur mit Dummheit oder erheblichen charakterlichen Defiziten erklären

  2. Das kann Pieke Biermann sicher selber beantworten, aber die Annahme, dass die Summe von 350 Milliarden € bei den Arbeitenden landen, scheint mir (als Außenstehender) naiv. Hier ist ja nicht von Häuslebauer die Rede, sondern von organisierter Kriminalität am Bau, die Einnahmen macht der Capo – und in anderen Brachen, kann ich mir vorstellen, wird es ähnlich sein.

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