Pentti Kirstilä: Den Göttern trotzt man nicht

Das ist der Fluch des hohen Niveaus. Wenn es mal nicht ganz so hoch ist, wird gleich die Nase gerümpft, während man beim gewöhnlich Durchschnittlichen jede noch so kleine Steigerung wohlwollend begrüßt. Pentti Kirstilä unterhält uns stets auf hohem Niveau. Und ist das, wie in „Den Göttern trotzt man nicht“, mal ein wenig schwankend, dann sagen wirs halt und fügen hinzu: Aber lesenswert bleibt das allemal.

Kommissar Lauri Hanhivaara macht Urlaub auf Sizilien. Natürlich verschlägt es ihn unter lauter Finnen, was ihm gar nicht gefällt. Merkwürdige Burschen sind dabei, Pornohändler, undurchsichtige Geschäftemacher und ein allerseltsamster Medizinstudent namens Aarno Piskonen, der von einem seiner Mitreisenden bestohlen wird und ihm deshalb vermittels allerhand neckischer Anspielungen auf „die Rache der Mafia“ die Hölle heiß macht.

Etwas zu heiß. Denn eines Morgens ist dieser Dieb tot – und Piskonen hat sich verkrümmelt. Wieder in Finnland, nimmt sich Hanhivaara des Falles an, befragt und beobachtet Piskonen und den Rest der illustren Reisegesellschaft.

Die Stärke des Romans ist natürlich Hanhivaara selbst, ein Mann, den man am besten dadurch charakterisiert, dass er sich für die Menschen, für die er sich eigentlich nicht interessiert, ausgesprochen interessiert. Das ergibt einen schönen, mal lakonischen, mal resigniert philosophischen Blickwinkel, aus dem Hanhivaara die Welt betrachtet, seine Kollegen inklusive. Und geschrieben ist „Den Göttern trotzt man nicht“ wie immer 1-A – sein Alter (1981 erstveröffentlicht) sieht man dem Werk nicht an, zeitlos nennt man so etwas, zu recht.

Aber es fehlt etwas. Bei allen bisher ins Deutsche übertragenen Titeln konnte man sicher sein, am Ende eine meist ziemlich böse Pointe serviert zu bekommen, und so wartet man auch hier auf den finalen großen Clou. Allein: Er bleibt aus. Nun könnte man natürlich sagen: Okay. Gerade dass er ausbleibt, macht diesen Clou diesmal aus. Eine Überpointe ex negativo. Jedoch: Auch der Fall selbst wartet nicht mit den üblichen kleinen Twists auf, er bleibt relativ konventionell und gradlinig, das Personal besitzt eine für Kirsiläs Verhältnisse unbefriedigende Eindimensionalität, einzig der kurze Auftritt von Piskonens Schwester, einer verhuschten Hysterikerin, ganz flüchtig und doch tief mit Worten gezeichnet, überzeugt.

Nun denn. Ein Lesevergnügen ist das, siehe oben, dennoch. Mancheiner wäre froh, seine gelungensten Werke könnten sich mit den weniger gelungenen Kirstiläs messen.

Pentti Kirstilä: Den Göttern trotzt man nicht 
(Jumalia ei uhmata, 1981, deutsch von Gabriele Schrey-Vasara).
Grafit 2008. 251 Seiten. 17,90 €

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert