Als Mitglied der Wahrheitsfindungskommission in Sachen „guter Krimi“ (auch als →„Gohlis-Projekt“ bekannt), erlaube ich mir, den Damen und Herren Krimischaffenden das hier ins Gebetbuch zu schreiben: KEINE TRÄUME MEHR! NIEMALS! NIRGENDS! NIE! – Ich streiche mir jeden Tag, an dem ich KEINEN Traum in einem Krimi lesen muss, rot im Kalender an. Es sind nicht viele Anstreichungen.
Immer wieder wird geträumt, geträumt, geträumt. Und wozu? Okay, ich kenn das ja selber. Man sitzt am Manuskript und es fällt einem partout nicht ein, wie es weitergehen soll. Also: Schnell dem Protagonisten einen Traum unterschieben. Mal so richtig die Sigmund-Freud-Sau rauslassen. Pseikolledschi, ah! Und den Leser sich fragen lassen: Was meint der Autor denn jetzt damit? Antwort: Gar nichts. Kann man überblättern. Also, damit das klar ist: Wenn ich noch einmal jemanden in einem Krimi beim Träumen erwische, gibts Punktabzug! Und jetzt weitermachen…
Aus dem Herzen gesprochen.
(Vermutlich gibt es jetzt mindestens ein gutes Gegenbeispiel gegen die Regel !)
Tatsächlich ist mir Gleiches in letzter Zeit auch aufgefallen – entweder sind die Träume auf simpelste Weise lesbar und gradezu aus den Traumdeutungen abgeschrieben, oder sie sind pure Phantasie, Sprach-Spielereien, um Tiefsinn und Deutbarkeit zu suggerieren.
Vermutlich ist es ein altes Phänomen, das jedoch zur Zeit Im Krimi und Verwandtem wieder gehäuft auftritt.
Ein gutes Gegenbeispiel, lieber Bernd, ist mir tatsächlich vor kurzem untergekommen: Zoran Živković, „Das letzte Buch“. Hier sind die geschilderten Träume deshalb sinnvoll, weil sie im weiteren Sinne keine Träume sind, sondern Hinweise auf die Ebenenverschiebungen des Textes (dass der dennoch meines Erachtens weitgehend misslungen ist, sei nur am Rande erwähnt). Tatsächlich häufen sich, mein lieber GG, die Traumeinschübe. Obwohl sie mich schon seit Jahren nerven.
bye
dpr