Nacktkrimi online!

Seit Tagen redet die Krimiwelt über nichts anderes: Anlässlich der Veranstaltung „Kunst gegen Kohle“ am 17. April in Wiesbaden hat die einheimische Autorin Christiane G. während einer Lesung sämtliche Hüllen fallen lassen (der „Wiesbadener Kurier“ berichtete ausführlich). Jetzt endlich können wir den Pflasterstein des Anstoßes online genießen – nein, nicht die nackte Künstlerin, aber →ihren nackten Text.

Dennoch: Es bleibt eine gewisse moralische Zwiespältigkeit. Was sich hier als Augen- und Ohrenschmaus abspielte („Eine sinnliche Orgie in Wort und Bild“, titelte etwa der „Itzehoer Volksbote“), hinterließ bei manchen Anwesenden ernste Bedenken. Lässt sich anspruchsvolle Kriminalliteratur nur noch mit den Mitteln niederer Unterhaltung verkaufen? Wer wird als nächstes splitternackig auftreten? Wer sich bei der Präsentation seines neuen Kriminalromans „Arme Leute“ vor laufendem Publikum ein Ohr abschneiden? „Wenn die Paprotta twittert, werde ich mich doch noch ausziehen dürfen, oder?“, wettert die Künstlerin. Na ja…

9 Gedanken zu „Nacktkrimi online!“

  1. jajaja – da kamen so talibanrufe aus dem publikum – das würde sich für eine frau nicht gehören etc., das übliche reaktionäre zeug … und die presse hats prompt totgeschwiegen … *rollt mit den augen … aber ich bin ja diejenige, die findet, „barbarella“ sollte auf den marktplätzen von kabul/teheran gezeigt werden, um den jungs da ein bisschen lebensfrohe(re)s feuer unter dem hintern zu machen …

    🙂

  2. Ja. Aber überleg doch mal, was für TrittbrettfahrerInnen jetzt plötzlich auftauchen könnten! Die etwas dubiose Autorin Zoe Beck soll angekündigt haben, als Meerjungfrau im Delphinarium des Fallingbosteler ZOES (!) zu lesen – „mit echten Delphinen! Voll im Wasser, ey!“. Die Sitten verwildern eh immer mehr in diesem Gewerbe. Frau Biermann schlägt in Berlin harmlose Fans zusammen, die „ein Autogramm bitte, Frau Schenkel“ von ihr verlangen. Horst Eckert hat schon wieder ein dickes Buch geschrieben, bloß damit er eine Rezension in wtd bekommt. – Wo soll das enden? Zählt nicht allein das Wort? Sind wir nicht Repräsentanten des Ästhetischen? – Ich mahne.

    bye
    dpr
    *mahnt

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