Um die wachsende Nachfrage – „Wann kommt denn das KJB 2010?“ – öffentlich zu befriedigen: Nein, es wird kein Krimijahrbuch 2010 geben. Jedenfalls nicht mit den bisherigen HerausgeberInnen Bacher / Noller / Rudolph. Wenn sich andere fänden, wärs recht. Und warum werfen wir das Handtuch?
Aus vielen Gründen. Nennen wir nur zwei: Zum einen macht so ein Krimijahrbuch gehörig viel Arbeit, wirft so gut wie kein Honorar ab, was vor allem dann unangenehm werden kann, wenn man auf eine Entlohnung für sein Schaffen angewiesen ist. Man machts halt nicht so nebenbei, die letzten zwei Monate vor Manuskriptabgabe ist man eigentlich ständig damit beschäftigt, auch die Monate davor und danach kriegt mans nicht aus dem Kopf. Zum anderen, es kann nicht verwundern: Die Absatzzahlen lassen sehr zu wünschen übrig. Daran hat auch der Verlagswechsel von NordPark zu Pendragon leider nichts Entscheidendes geändert. Das tut uns für all diejenigen leid, die das KJB treu erworben haben; nur – es waren zu wenig.
Woran das liegt? Vielleicht daran, dass generell kein größeres Interesse an Sekundärliteratur zum Krimi besteht. Oder daran, dass in Zeiten der digitalen Vernetzung der Informationsbedarf nicht mehr mit Jahrbüchern, sondern mit Googeln befriedigt wird. Oder daran, dass wir einfach nicht in der Lage waren, ein für breitere Schichten interessantes KJB zusammenzustellen. Oder es kommt halt alles zusammen. Jedenfalls: Wir haben es viermal versucht und müssen jetzt aufgeben (es gibt noch andere als die genannten Gründe, aber die gehören nicht hierher). Das kann man als Niederlage interpretieren, dagegen habe ich nichts, denn wer etwas riskiert, riskiert auch das Scheitern. Aber vielleicht liegt gerade darin eine Chance für die Zukunft.
Wer sich also berufen fühlt, die kurze Tradition des KJB fortzuführen, soll dies tun. Was ich an Erfahrungen als Herausgeber sammeln konnte, gebe ich gerne weiter. Es ist eine Menge Stress damit verbunden, aber auch eine Menge Spaß. Also traut euch. Allen, die das KJB als BeiträgerInnen und / oder LeserInnen begleitet und unterstützt haben, noch einmal meinen herzlichen Dank, auch im Namen meiner Co-HerausgeberInnen. Am allerherzlichsten geht der Dank in Richtung Wuppertal.
So. Und jetzt auf zu neuen Ufern.
Schade!
Soweit ich mich erinnere, hat kein Krimijahrbuch bisher mehr als vier Jahre überlebt. „Schwarze Beute“? „Criminalis“? Es gab noch ein paar andere.
Es war mutig von Ihnen , so ein Ding zu machen, denn in diesem Produkt ist wohl a priori der Wurm drin.
Die „Schwarze Beute“ hat länger durchgehalten, es gab meiner Erinnerung nach 10 Bände/Jahrgänge. Sie wurde auch vorsichtig Magazin und nicht Jahrbuch genannt. Blieb aber vermutlich in jedem Jahr ein Zuschussgeschäft.
Schöne Grüße,
tkl
Der Wurm ist wohl drin, keine Frage. Dennoch bereue ich den Versuch nicht und denke auch nicht, dass er umsonst war. Es sind schöne längere Arbeiten entstanden, die ohne die Plattform KJB wohl niemals entstanden wären, wir haben versucht, ein Jahr ein resümmieren, was für nachfolgende Interessenten vielleicht ganz spannend ist. Und außerdem bin ich ein Verfechter der kulturellen Evolutionstheorie. Es entwickelt sich alles, vielleicht auch das Interesse für Krimijahrbücher. Hoffentlich in die richtige Richtung…
bye
dpr