Es gab bislang schon einige Gründe, Schandmaul etwas seltsam zu finden. Aber dank ihrer unbekümmerten Attitüde hat man an manchen Stellen großzügig ein Auge zugedrückt. Nun liegt „Mit Leib und Seele“, das fünfte Studioalbum des Sextetts, vor und nüchtern betrachtet wird es jetzt etwas zu viel.
Positiv fällt auf, dass alle Tracks live im Studio eingespielt wurden, was die Dynamik und Spielfreude zwar erhöht, aber auch den Hang zu altbackenen Rockismen noch stärker zu Tage fördert. Bislang in der Spitzbuben- und Gauklerecke zuhause, überschreiten Schandmaul diesmal die Grenze in das Niemandsland, wo auch Bands wie In Extremo vor sich hin müffeln. Allein in dem Instrumental „Das Mädchen und der Tod“ könnten die Mottenlöcher in den Arrangements kaum größer sein. Jeder Schülerband aus Ostwestfalen-Lippe würde es bei solch abgegriffenen Rockstandards die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Wahrscheinlich werden die meisten Schandmaul Fans „Mit Leib und Seele“ dem Albumtitel gemäß aufnehmen, aber aufmerksamen Zuhörern wird nicht entgehen, dass man für fast jedes Stück ein ähnlich klingendes Pendant auf den vorangegangenen Alben findet: Hier ein bisschen „Walpurgisnacht“, da ein bisschen „Leb!“ und am Ende die Erkenntnis, dass sich hier so wenig bewegt, dass man kein Auge mehr zudrücken kann.
Schandmaul: Mit Leib und Seele
Fame/Edel
www.schandmaul.de
VÖ: 31.3.2006