Harry Hunsicker: Still River

Harry Hunsicker führt in seinem Erstling „Still River“ mit der Stadt Dallas einen selten bespielten Ort ein. Ausführlich geleitet uns Privatdetektiv Lee Henry Oswald während seiner Tätigkeit durch diese Stadt und zeigt uns, wo Weiß und Schwarz, Arm und Reich, Gut und Böse sich aufhalten. Lee H. Oswald, der den Namen des vermutlichen Kennedy-Mörders von seinem Vater erhalten hatte, ist eine dieser Gestalten, die der 1. Golfkrieg hochgespült hat und welche in den letzten Jahren die Bücher vieler US-amerikanischer Krimiautoren bevölkern: Im Nahkampf und mit Spezialwaffen bestens trainierte und in deren Anwendung erprobte Männer

Lee H. Oswald ist zudem nicht ganz allein, sondern umgeben von Gleichgesinnten. Wann immer er sie braucht, kann er auf zwei verwegene Waffenschieber und -narren zurückgreifen, die wie Panzerschränke aussehen, und, da er einem von ihnen einst das Leben rettete, mit ihm durch dick und dünn gehen.

Anfänglich deutet nichts darauf hin, dass er diese Typen bräuchte. Eine alte Schulfreundin besucht Oswald und bittet ihn, nach ihrem verschwundenen Bruder zu suchen. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass einer der Drogendealer der Stadt etwas gegen diese Suche hat und auch die beiden großen Immobilienhändler der Stadt scheinen auf undurchsichtige Art und Weise mit dem Fall verbunden zu sein.

Lee H. Oswald hat nun viel um die Ohren und er scheint dabei alles Böse dieser Welt auf sich zu laden: Ein geringerer Mann hätte die vielen Kugeln, die auf ihn abgegeben wurden und die ihn zum Teil auch trafen, nicht überlebt.

Ein Programm, welches Hunsicker bis zum für den Shown-Down beibehält. Eine kleine Truppe von gut ausgestatteten treuen Freunden steht dort einer Übermacht von gefährlichen Gegnern gegenüber.

Anfänglich tut sich Hunsicker etwas schwer in die Gänge zu kommen; da hat es noch Zeit für einen detaillierten Blick in die Küche des alleinlebenden Lee H. Oswald mit kulinarischen Raffinessen wie in Olivenöl angebratene Spiegeleier mit Speck, deftig mit Tabasco abgeschmeckt. Und welche tiefe Erkenntnis soll einem auch die Tatsache vermitteln, dass Oswald unter allen denkbaren PC-Klonen gerade einen Dell besitzt ?

Mit einem Wort: Hunsicker hat latent die Neigung zum Schwätzen. Später dann, wenn die Geschichte unter Vollgas steht, ist es besser. Wenn man auch immer noch meint, den detailverliebten Technikfreak im Erzähler zu erahnen, entwickelt sich „Still River“ zu einer spannenden, ein wenig zwischen Thriller und Rätselkrimi herummäanderten Geschichte. Gut erzählt, mit einem kleinen Touch Humor. Wobei sich der Versuch das Rätsel aufzulösen, weitgehend darauf beschränkt, unangenehme Fragen ins Gesicht der „Wichtigen“ und Mächtigen“ zu schleudern und sich größtenteils unverrichteter Dinge zu trollen.

Harry Hunsicker: Still River. 
Minotaur 2006. 286 Seiten. 6,49 €
(noch keine deutsche Übersetzung)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert