Editors: In This Light And On This Evening

Editors waren seit jeher eine sogenannte Liebe-Hass-Band. Viele mögen sie, ebenso viele scheinen sie zu hassen. 2007 traten sie beispielsweise auf dem größten französischen Rockfestival „Les Eurockéennes de Belfort“ auf. Sänger Tom Smith machte einen derart schieren, irgendwie apathischen Eindruck, so als hätte er sich kurz vorher erst die Nadel einer Heroinspritze aus dem Arm gezogen. Es war ein äußerst irritierendes Erlebnis, ihn so auf der Bühne zu sehen.

Frisches Öl ins Feuer des Zwiespalts gießt die Band mit „In This Light And On This Evening“. „Wir haben uns nicht hingesetzt und darüber diskutiert, ein elektronischeres Album zu machen. Aber wir wussten instinktiv, dass es an der Zeit war, neue Dinge auszuprobieren und neue Wege zu finden, um Songs zu schreiben.“ Dieser neue Weg ist der, weitestgehend auf die Gitarre zu verzichten und die Songs stattdessen mit Synthie-Sounds zu überladen. Gitarrist Chris Urbanowicz hatte vielleicht auch einfach nur beim Umzug von Birmingham nach New York vergessen, seine Gitarre mitzunehmen. Seit Ende 2008 lebt er wie Bassist Russell Leetch im Big Apple und tauschte die Songideen mit den Inselbewohnern Smith und Edward Lay (Schlagzeug) via E-Mail aus.

Aber weg von den Spekulationen und zurück zu den Tatsachen: Editors haben sich mit diesem Album keinen Gefallen getan und werden mit diesen Songs mehr denn je polarisieren. Beispiele gefällig? Das Mittelstück „The Big Exit“ ist nun wirklich kein Song, höchstens ein Experiment im Rohstadium. Zumal Smith hier so schrecklich singt, dass man sich schütteln muss. Schipperten Editors zuvor im Fahrwasser von Interpol, die wiederum Joy Division zum Vorbild haben, so haben sie sich mit diesen Synthie-Songs deutlich von Interpol abgesetzt. Gleichzeitig klingt Smith mehr denn je wie Joy Divisions Ian Curtis: siehe „You Don’t Know Love“.

Produziert wurde das Album von Mark „Flood“ Ellis, der schon für U2, Soft Cell, Depeche Mode und Cabaret Voltaire gearbeitet hat. Inspiriert worden seien Editors allerdings nicht nur von Depeche Mode, sondern auch von Renegade Soundwave, David Bowie, Talking Heads, The Groove und LCD Soundsystem sowie von diversen Soundtracks („Terminator“, „Blade Runner“). Das erklärt vielleicht den Achtziger-Touch, aber nicht das Fehlen wirklich guter Songs. Immerhin haben sie mit dem eröffnenden Titelsong und dem abschließenden „Walk The Fleet Road“ einen brillanten und einen sehr guten Song abgeliefert. Ist aber arg wenig.

(kfb)

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