Eine neue Kriminalreportage von Pieke Biermann – und zugleich ein Blick zurück auf ihren ersten Fall. Dabei lernte sie Carmen Ihlenfeld kennen, die sie jetzt porträtiert. Wie immer in der Reihe „Menschen – Orte – Kriminalität“ beim RBB-Inforadio 93,1 am 23. Mai 2008 um 10:27 und 13:27 Uhr (oder im Netz hören: aufs Bildchen klicken).
Diesen ersten Fall von 2003 kann man aber auch bald – neben 27 weiteren – in aller Ruhe nachlesen. Im Ende Juni bei →Pendragon erscheinenden Buch „DER ASPHALT UNTER BERLIN“, 256 Seiten, 14,90€. Wenn das keine gute Nachricht ist, dann gibt es keine.
Dass “Beziehungskisten” tödlich enden, kommt leider häufiger vor und macht den Löwenanteil der Tötungsdelikte in unserem Land aus. So blutig wie im Fall des “Rosenmörders” geht es nur selten zu. Am 17. September 1999, ihrem 35. Geburtstag, starb in einer stillen Nebenstraße in Berlin-Friedrichshain eine Frau einen grausamen Tod. Ihr Freund rammte ihr ein Messer mehrmals in die Brust und schnitt ihr die Kehle durch, bevor er ihr 35 lange rote Rosen auf dem Brustkorb drapierte, die Blüten Richtung Kopf. Das schockierendste Detail: Ihr 6-jähriger Sohn hat die Tat mitangesehen.
Die ersten Kripos, die bei Straftaten vor Ort erscheinen, sind die aus den örtlichen Direktionen: die kriminalpolizeiliche Sofortbearbeitung, amtlich VB I. Carmen Ihlenfeld war kurz danach in der Zellestraße, aber nie in der Tatwohnung. Sie fand den kleinen Jungen, ihr gab er seine allererste, spontane Schilderung der Tat, und sie schrieb seine Worte mit. Das war später entscheidend für den Prozess.
Der “Rosenmörder”-Fall war meine erste Kriminalreportage* im Juni 2003. Damals, vier Jahre danach, hat Carmen Ihlenfeld erzählt, wie nahe ihr dieser Fall ging. Heute, neun Jahre später, fährt sie immer noch nicht durch die Gegend, ohne dass alles detailliert wieder da ist.
Dabei gehört Erschütterndes, Widerwärtiges, Grausiges und einfach Rührendes für VB I-Beamte zum Alltagsgeschäft. Sie bekommen in ihren wechselnden 12-Stunden-Schichten buchstäblich erstmal alles, was an
kriminalistisch Relevanten passiert – von Fahrraddiebstahl bis Mord. Auch das Überbringen von Todesnachrichten gehört dazu. Carmen Ihlenfeld hat in 17 Dienstjahren Hunderte von Leichen gesehen. VB I ist trotzdem immer noch ihr Ding: “Es ist die Arbeit mit den Menschen. Ich seh mich als Dienstleister.”