Max Raabe, der im Kinderkirchenchor seiner Heimatstadt Lünen (Nordrhein-Westfalen) zu singen begann, ist heute dank seiner klaren Stimme weit über Lünens Grenzen hinaus bekannt. Er sang sogar einst auf der Hochzeit von Marilyn Manson und Dita Von Teese – dem Eheglück half das jedoch nicht allzu lange.
Raabe braucht auf der Bühne nicht viel, um sein Publikum zu erquicken: seine prägnante Stimme, die an die der Sänger aus den 20er und 30er Jahren erinnert, einen perfekt sitzenden Anzug und eine Prise Humor sowie Selbstironie. Wie das im Zusammenspiel funktioniert, zeigt die Doppel-DVD „Heute Nacht Oder Nie: Live In Berlin“. Besagtes Konzert fand im Februar 2009 im Admiralspalast statt und wurde unter der künstlerischen Leitung des international renommierten Kameramanns Michael Ballhaus in bewegten Bildern festgehalten. Folglich sind nicht nur die Musik, deren Großteil aus der Zeit der Weimarer Republik stammt, und Raabes Performance vom Feinsten, sondern auch die Bildregie. Die zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass Ballhaus ungern zu nah an die Protagonisten ranzoomt. Respektvoller Abstand ist geboten.
Gerade in Zeiten, da ein Gros der Popmusik hochtechnisiert, inhaltsleer und gleichgeschaltet erscheint, ist ein Max Raabe ein Trumpf im Ärmel gegen all diesen schnöden Einheitsbrei, der tagtäglich über die Hitabspielstationen auf einen danieder prasselt. Zumal bei Raabe die Musiker noch ohne technischen Schnickschnack auskommen dürfen.
Abgesehen von einem knapp 35-minütigen Making Of inklusive Interviewpassagen mit Raabe, Ballhaus und einigen beteiligten Musikern liegt noch eine CD mit bis dato zehn unveröffentlichten Songs bei: u.a. mit dem schmissigen „Du Du Dudl Du Du“ von Will Meisel und Willi Henn. So ergibt dies ein sympathisch antiquiertes Paket, das in dieser rasanten, fast vollends digitalisierten Welt eine mehr als willkommene musikalische, ja, sogar künstlerische Abwechslung darstellt.
(kfb)