Lange hat es gedauert, bis Frau Teeuwe mit einem neuen Album über den Deich geschwappt kam. Dabei herausgekommen ist „nur“ ein ganz gewöhnliches Rockalbum. Wer ein aufwändig produziertes Werk erwartet hat, bekommt mit „Graduated Fool“ das puristische Gegenteil: Gesang, zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Schluss, aus. Soweit das Booklet nichts verschweigt oder meine Ohren mich nicht betrogen haben, hört man kein anderes Instrument oder Samples irgendeiner Art.
Knochentrocken produziert verweigert sich Anouk auch mit ihrem dritten Album konsequent jeder Erwartungshaltung und reichert die elf Songs mit viel Funk und Soul in ihrer Stimme an. Überhaupt ist es ihre Stimme, die dieses Album über den Durchschnitt hebt. Im direkten Vergleich zu ihrem Debüt „Together Alone“ hat sie unheimlich an klanglicher Tiefe und Ausdruckskraft gewonnen und röhrt an vielen Stellen so kraftvoll, dass man nicht glauben mag, dass sich hinter dieser schwarzen Stimme eine optische „Paradeholländerin“ verbirgt.
Ein zweites „Nobody’s Wife“ ist auf „Graduated Fool“ zwar nicht vertreten, aber simple Rocksmasher wie das kraftvolle „Live For You“ oder das melancholische „Margarita Chum“ lassen inständig hoffen, dass dieses Album Anouk endlich auf deutsche Bühnen bringt.
Anouk: Graduated Fool
(Dino /EMI)