Gone are the days of block rockin beats!
Ganz schön abgespeckt und im Vergleich zum Vorgänger „Dig Your Own Hole“ leichtfüssig, schaffen die Chemicals das Monster „Big Beat“, zu zähmen. Jaja….die Geister, die man rief. Eine ruhige Ambient – Platte ist „Surrender“ trotz zurückgeschraubter Rockkompatibilität nicht geworden. Der Gewinn des Awards Best Rocking Act bei den MTV Music Awards scheinen Tom Rowlands und Ed Simons nicht ganz verkraftet zu haben. Die geeignete Waffe gegen allzuviel Prolligkeit ist der verschärfte Einsatz von Vocal-Tracks, die den Breakbeat-Tüftlern auf den ersten Alben immer am besten zu Gesicht standen. So viele verschiedene Gastauftritte am Mikrophon hatten die Chemical Brothers allerdings noch nie.
Ein Altbekannter, Noel Gallagher von Oasis, der mit „Let Forever Be“ nach „Setting Sun“ nun schon die zweite Version des Beatles Stückes „Tomorrow Never Knows“ beisteuern darf, trifft auf Kameraden der britischen Indie-Front und Neuankömmlinge im Chemicals-Camp: Die Madchester Legende Bernard Sumner von New Order und Electronic singt im Duett mit Bobby Gillespie von Primal Scream den Tanzflächenschieber „Out Of Control“. Herausragend auch das Stück „Asleep From Day“, gesungen von Mazzy Stars Hope Sandoval, die eine massive Packung Sehnsucht in ihrer Stimme hat und nach Beth Orton die Songwriter-Ecke der Platte besetzen darf. In die gleiche Kerbe, allerdings auf der Testosteron-Seite, schlägt Mercury Revs Jonathan Donahue, der verträumt die Akustikgitarre schrummt und den Sequenzer einfach laufen lässt. Sehr entspannte Angelegenheit ist das.
Neu ist auch der häufigere Einsatz der 4/4 Bassdrum, die an die Kollegen von Underworld erinnern läßt. Nach „Dig Your Own Hole“ überleben die Chemical Brothers mit einer Fülle von Psycedelica, Indie-Anleihen aus den Anfang Neunziger Rave Tagen und einem Set von wirklich schicken Bleeps eine lange lange Zeit in meinem CD-Player. Als hätten sie`s gewußt.
The Chemical Brothers: Surrender
(Virgin)