Fünf Jahre hat es gedauert bis die US-Sängerin Joan Osborne den Nachfolger ihres Debüts „Relish“ veröffentlicht hat. Im heutigen Musikzirkus ist das fast zu lang, um im Gedächtnis zu bleiben. Wahrscheinlich liegt’s am Dauerbrenner „One Of Us“, dass man sich an sie immer noch erinnert. Einen adäquaten Ohren-Festsitzer sucht man auf „Righteous Love“ zwar vergebens, aber es ehrt Joan Osborne, dass sie mit ihren Songs nicht auf einen schnellen Charterfolg schielt.
Keine Trendanbiederungen oder allzu eingängige Refrains, statt dessen ein Panoptikum der unterschiedlichsten Einflüsse: Soul, R’n’B, Americana, abgeschmeckt mit fernöstlichen Gewürzen. Sowohl als Sängerin wie auch als Songwriterin bewegt sie sich wohltuend stilsicher auf diesen verschiedenen Terrains. Dadurch ist ihr neues Album ausgewogen und vielseitig. Das Einzige, woran es der CD mangelt, ist tiefgehende Emotion. Ich kann es nicht 100% in Worte fassen, aber „Righteous Love“ berührt mich nicht. So schön die Songs auch sind, sie verweilen nicht in Herz und Hirn. Erst ganz zum Schluss wird’s emotional: „Make You Feel My Love“ fährt direkt in die linke Herzkammer – aber das Lied ist auch von Bob Dylan’s letztem Album. Und der weiß halt, wie man simple, aber effektive Liedchen schreibt.
Joan Osborne: Righteous Love
(Interscope / Motor Music)