„Die große, braune Kiste ist ein Baß!“
RED SNAPPER, die Band aus England, die mit ihrem letzten Album „Prince Blimey“ und der dazugehörigen Tour (u.a. mit Prodigy) auch im Rockbereich für Aufsehen sorgen konnte, legt jetzt das neue Album „Making Bones“ vor. Eigentlich schon für den 13.7. diesen Jahres angekündigt, konnte man vermuten, daß die Verschiebung des VÖ’s aus den üblichen produktions-technischen Gründen erfolgte. Aber weit gefehlt:
„Wir dachten, daß die Fußball WM und ein neues RED SNAPPER-Album einfach zuviel für die Menschheit gewesen wäre. Außerdem gehen die Geschäfte für Tonträger im Moment nicht sonderlich gut.“
Wie einfach ist das Rockbusiness doch! Aber es war zu erwarten, daß selbst RED SNAPPER gegen Frankreich verloren hätten. Also dann doch eher eine Frage der Vernunft. Entstanden die meisten Stücke zum Vorgänger erst während der Session, war es nun so, daß die meisten Stücke in einem Zeitraum von sechs Monaten vor der Aufnahme entstanden. Dadurch erklärt sich Ali, der Bassist auch den „cleaneren“ Sound im Vergleich zum Vorgänger. Vielleicht lag es aber auch am Co-Produzenten Spacer (Pussyfoot Rec.), der das Album zusammen mit der Band produziert hat. Kommt der gute Mann doch aus dem Electro- und Sample-Umfeld. Die Produktion klingt aber trotz der Glätte durchaus passabel und genau so, wie die Band sich das vorgestellt hatte. Manchmal fühlt man sich fast an das Roni Size-Album erinnert.
„Im Vergleich zu Roni Size ist unser Album ein klein wenig härter! Vielleicht liegt es aber auch an MC DET, der die meisten Rap-Parts auf dem Album übernommen hat.“
MC DET, dem ein oder anderen vielleicht bekannt aus der Jungle-Szene oder von seinem Soloalbum „Out of DET“, gefiel der Band, weil er genug Platz zwischen seinen Vocals und dem übrigen Sound lassen konnte.
„Außerdem wollten wir das Crossover-Potential zur Jungle-Szene nutzen, aus der wir sowieso schon viel Respekt bekommen hatten.“
Aus dem gleichen Grund hat RED SNAPPER jetzt auch eine Sängerin am Start, die aber eigentlich aus der Rock-Ecke kommt. Rekrutiert aus der Band „Life’s Addiction“, für die schon mehrere Remixe von RED SNAPPER angefertigt wurden, vermag sie es aber, der Band eine hohe Dosis Soul zu verabreichen. Auf Tour werden beide natürlich auch dabei sein, zusätzlich noch verstärkt durch Jake, den Mann für Samples und die Trompete. Bally Moore, der Mann, der bei der letzten Tour durch sein Saxophon-Spiel zu begeistern wußte, wird diesmal leider nicht dabei sein.
„Bally ist zwar ein guter Freund der Band, aber letztendlich war er doch nur angeheuert. Diesmal hatte er leider keine Zeit, da er sich im Moment um sein eigenes Projekt kümmert.“
Näheres konnte Ali mir leider nicht mitteilen, weil er seit mehreren Monaten keinen Kontakt mehr zu Bally hat. Nun gut, that’s what friends are for, nicht wahr? Live will man diesmal der Improvisation nicht soviel Raum lassen, ohne sich aber zum Sklaven der Elektronik machen zu lassen. Aber natürlich werden durch die von Jake eingestreuten Samples immer wieder neue Situationen entstehen, auf die Kernband natürlich reagieren muß und wird. Angesprochen auf Songwriting und die auffallende Entwicklung zu song-orientierten Titeln, kommt die Antwort etwas überraschend:
„Wir haben gar keine Ahnung vom Songwriting! Unser Proberaum ist nur durch eine Wand vom Studio getrennt. Wir jammen und versuchen dann im Studio mit dem Material herum zu experimentieren. Das Problem ist, daß die Kombination unserer Instrumente immer dahin tendiert, nach Jazz oder Easy-Listening zu klingen.“
Korrekt. Aber, daß es auch anders geht, hat die „Loopascoopa“-EP gezeigt.
„Wir orientieren uns mehr an einem Bandsound, aber es ist am Ende doch immer unser typischer Sound. Wir versuchen unseren Sound so wenig traditionell wie möglich zu halten und suchen für uns immer nach neuen Wegen.“
Mit einem falschen Traditionsbegriff spielt Ali, dessen Wurzeln bei Funk und Hip Hop liegen und der zum Jazz über Samples im Hip Hop kam, auf das neue 4 Hero – Album an, daß für ihn zu klassisch und zu nett klingt.
„Das Album ist uninteressant, weil es keine Leidenschaft hat. Es ist zu sauber und wirkt dadurch geradezu süßlich.“
Ganz meine Meinung. Aber zum Glück gibt es ja noch die zweite CD, die das Ganze noch herausreißt. Trotz der glatten Produktion des eigenen Albums, sind Red Snapper von der Überdosis Perfektion bei 4 Hero glücklicherweise Lichtjahre entfernt. Für die Zukunft der Musik im Allgemeinen, sieht Ali eine noch stärkere Fusion von Elektrik und echten Instrumenten, obwohl dann natürlich auch wieder ein Revival der klassischen Instrumente einsetzen dürfte. Denn, „die meisten Kids sehen akustische Instrumente zum ersten Mal in ihrem Leben“, wie Ali auf Tour im Vorprogramm von Prodigy aufgefallen ist: „Hey, was ist das für eine große, braune Kiste? Wie funktioniert das? Was machen die damit?“ Und das waren nur drei der meistgestellten Fragen dieser Tour! Da bleibt nur Eins: MTV Unplugged ins Kinderprogramm der Öffentlich-Rechtlichen!!