Tributalben sind eine nette Sache. Sofern sie gut gemacht sind und von einem Kenner zusammengestellt wurden. Bei „A Boy Named Sue“ ist das durchaus der Fall. Hier hatte der deutsche Country-Poet Franz Dobler die Oberaufsicht übernommen und sorgfältig in seinen persönlichen Tonarchiven nach obskuren Interpretationen bewährter Johnny Cash-Klassiker geforscht. 19 Songs hat er für hörenswert erachtet, von denen immerhin 15 zuvor noch nicht veröffentlicht worden waren. Der Anlass für dieses Unternehmen war natürlich der 70. Geburtstag von Mister Cash, den dieser am 26. Februar dieses Jahres feiern durfte.
Man muss schon froh sein, dass dem so ist. Die Country-Ikone ist gezeichnet von ständigen Krankheitsattacken. Sie setzen ihm schwer zu. Man hofft, dass es ihm bald besser gehen möge und er letztendlich noch viele Male den Weg ins Studio aufnehmen kann, um seinen Fans weitere Songs für die Ewigkeit zu schenken. Das allerdings ist und bleibt fraglich. Leider.
Zurück zu „A Boy Named Sue“. Eine außergewöhnliche Zusammenstellung nicht alltäglicher Country-Coverversionen – neben Songs von Cash auch solche, die Cash gecovert hat. Das Album beginnt mit Zuggeräuschen und der Stimme des Meisters und mündet in eine Elektro-Dub-Kollage von Cash-Samples aus den Sechzigern. Danach machen Gerry Lee & The Wanted Man den Rockabilly-Hengst, wenn sie „Locomotive Man“ anstimmen. Weitere außergewöhnliche Interpretationen sind die Ska-Version von „Ring Of Fire“ (Kingston Cowboys), der in Deutschland lebende Chilene Alvaro, der wie Ian Dury klingt und über „Senor Johnny Cash“ singt, die Singer/Songwriter-Variante von „Let The Train Blow The Whistle“ (Danny Dziuk) und das ins Deutsche umgetextete „A Boy Named Sue“ (nun: „Ein Mädchen namens Gerd“ und von Bernadette La Hengst). Außerdem hervorzuheben der Fink-Ableger Mann Ohne Schmerzen mit „Big River“, die Elektropop-Schlacht, die Queen Of Japan aus „Wanted Man“ (von Dylan) machen und das Finale, das Three Shades Of Blue mit dem ins Kroatische transformierten Cash-Hit „Five Feet High And Rising“ (jetzt: „Gdje Je Kod Kuce, Mama“) beschließen.
Cash stimmlich am nächsten kommt übrigens Wiglaf Droste, der in „I Won’t Back Down“ wie gewohnt von seinem Spardosenterzett unterstützt wird.
P.S.: Parallel zum Album ist on Franz Dobler das Buch „The Beast In Me – Johnny Cash“ erschienen. Erhältlich im Verlag Antje Kunstmann.
Sampler
A Boy Named Sue: Johnny Cash Revisited
(Trikont/Indigo)