The Rotosonics: P. M. Undercover

Der Terminus „Band“ ist hier fehl am Platz: „The Rotosonics“ sind eine „Kapelle“! So anglophil und technisch ihr Name auch anmutet, so altmodisch ist doch ihr Retro-Sound: historisch zwischen 50s und 60s angesiedelt und strikt instrumental! Im Vordergrund stehen dabei elektronische Tasten-Geräte, allerdings weniger moderne Synthie-Klänge, auch nicht space-ige Moogs, sondern flächige Orgel-Harmonien, jedoch wiederum nicht ganz so plüschig wie eine echte Hammond. Schade! Für den optimistischen Easy Listening-Touch reicht´s trotzdem, und klassische Tanz-Rhythmen sorgen für nostalgisches Ach-Damals…-Flair. Der Baß arbeitet konservativ an der Basis, und die Gitarre macht sich gern den Hall-Effekt der Surfer zunutze.

Die Zusammensetzung samt Querverbindungen des norddeutschen Quartetts (mit „Fühlern“ in Berlin, Hamburg und Bremen) ist aufschlußreich: Tastenspieler JoJo Büld entstammt der Ska-Truppe „The Butlers“, Bassist Rikko Rekord spielt gleichzeitig bei der Drum´n´Bass-Band „plexiq“, Drummer Sebastian Harder kommt stilistisch vom Country und Gitarrist Andreas Einhorn vom Swing. „The Rotosonics“ – ein Liebhaberprojekt?!

„P. M. Undercover“ featured in erster Linie das so-là-là-erfolgreiche deutsche Eiskunstlaufpaar P(eggy Schwarz) und M(irko Müller). Müller entdeckte Büld als Mietmusiker in einem Musical und gab die musikalische Untermalung eines Kurzprogramms in Auftrag. Herausgekommen ist flotter Rockabilly-Pop mit einem Hauch Swing, allerdings viel zu glatt, zu seicht und auch melodisch zu uninteressant, um viele Worte dran zu verschwenden. Ist auch nicht verwunderlich, denn aus bekannten Gründen gehorcht der Take anderen Gesetzen als musikalisch-innovatorischen.

Die Wiederbelebung des Europe-Smash-Hits „The final Countdown“ ist da schon interessanter, denn die Rotosonics ersetzen den 80er-Poser-Sound mit seinen angeberischen Keyboard-Fanfaren durch düstere Western-Atmo à la Morricone, nur ohne großes Pathos: schwammige Orgel-Schichten, Zupf- und Pedal-Steel-Gitarren mit viel Hall wie weiland bei den Shadows.

„Sporting Bossa“ ist von der Atmo her ein ähnlich schauriger Tanzflächen-Schieber mit wabernden Orgeln und gepluckerten Gitarren, zum Teil in blasiert-unterkühlter Bossa-Art mit viel, viel Spannung, zum Teil aber auch im ekstatischeren Samba-Feeling mit eleganten Elektronik-Hooks.

Insgesamt alles etwas zu gediegen, richtig kick-assen tut hier gar nichts, wenngleich der Mangel jeglicher Trash-Ambitionen ja auch ganz erfrischend sein kann – heute, wo alles und jedes gleich „Kult“ ist. Unterm Strich also: ordentlich gemachte Tanzmusik im Orgelsound.

The Rotosonics: P. M. Undercover

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