Geschmeido: Zwischen den Mahlzeiten

Großer Gott, lange hab ich beim Rezensieren nicht mehr aus den Label-Waschzetteln zitiert, aber diesmal tu ich´s wieder, denn hier kommt Freude auf: Album und Single sind „behutsam produziert und können sich eines gewissen amtlichen Touches nicht erwehren“, in jedem Song findet sich eine „kleine Melodie, die auch ein Kind hätte erfinden können, hätte es sich nur an die Aufgabe gewagt und ab und zu ein paar Bier gesoffen“, „was im Hintergrund der durchaus klassisch-gitarristischen Instrumentierung noch orgelt und fönt, is so subtil eingesetzt, daß man dem Synthie nun endlich sein verdientes Comeback im Poprock gönnen möchte. Trotzdem, Europa braucht die Gitarre, und zwar so schnell wie möglich“, anderslautende Argumente werden beim Hören „geknickt wie Schilf im Sturm“. Kompliment!

Geschmeido kommen aus Freiburg, und das Label tat gut daran, die Singles mit vier Takes vollzupacken, die die ganze kreative Bandbreite des Quartetts dokumentiert. Ihren Namen kann man durchaus „sprechend“ nennen, denn den Songs eignet bei allen Hamburger-Schule-Anleihen eine spröde Eleganz. Flotte Pop-Melodien mit eiernden Kling-Klang-Gitarren, die sich gern mal kurz für virtuose Soli-Schlenker in die Büsche schlagen und zu herrlichen Slide-Anklängen mutieren („Zwischen den Mahlzeiten“), also Arrangements mit Liebe zum Detail und großer Kunstfertigkeit. Dazu ein Sänger, der ohne Punkt und Komma und unter Mißachtung aller Betonungs-Regeln sabbeln kann.

„So oder so“ ist ein 1´43-Take mit heulender Lead-Gitarre und erfrischend nasse Schrammel-Begleitung. „Mineralien“ dagegen ist eine kontemplativ-melancholische Ballade, bei der sich die Keyboards schon langsam nach vorne drängen und kurze Breaks mit watteweichem Donner-Hall füllen.

„Helsinki“ schließlich ist ein Instrumental und mein persönlicher Favorit! Eine Easy-Listening-angehauchte Karussell-Fahrt mit flottem Tanzrhythmus, mildem Jam-Session-Charme, plüschigen Synthies, Ping-Pong-Moogs und funkigen Gitarren!

P.S:: Daß „Helsinki“ instrumental ist, hat nichts mit meiner Vorliebe zu tun, denn die Texte von Geschmeido sind wirklich hörenswert, es geht um Innenfutter für Jacken, die Zeit der Umhängetaschen und des Haare-selten-waschens etc.: Alltag halt, und der auf seine schönste Weise.

Geschmeido: Zwischen den Mahlzeiten
(Community/Virgin)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert