Mucho Macho: The Airport Freeze

Gemeinhin gilt die alte Hinter-Net!-Regel: „Ist auf dem Cover ein Auto, stell die Musik ruhig etwas lauto!“ Ab sofort muß diese Formel um eine zusätzliche Dimension erweitert werden, denn auf dem Cover von Mucho Macho ist ein Flugzeug zu sehen, und das Werk ist definitiv hörenswert!

Der Waschzettel spricht von durchgeknallten Electrotramps, Funk im Zementmischer, Bigbeat-Feuerwerk und dreht den Propellerheads eine lange Nase. Mit denen teilen sich Mucho Macho zwar den fetten (phatten?) Sound, die harten Drums und das Geblubber, aber ansonsten sind das doch zwei verschiedene Paar Schuhe. Die große Geste der Propellerheads und ihr konzentrierter, fast schon kontemplativer Stil hat mit der quirligen Hektik von Mucho Macho wenig zu tun. „The Airport Freeze“ (welch wunderbarer Titel!) ist ein Instrumental-Take, bei dem es auf allen Poren groovt und funkt, und die zweite Single-Auskopplung aus dem Debutalbum „The Limehouse Link“. Mucho Macho sind ein Duo, bestehend aus DJ Tim Punter und seinem Kollgen Neil Dunford, der einen alten Ford-Capri fährt. Vertraut man auf die Macht der Symbole – hier in Form eines Insigniums eines 70er-Jahre-Hypes und sowas wie der Manta für die 80er -, weiß man gleich, woher der Wind weht und darf sich freuen auf mangelnde Berührungsängste gegenüber Kitsch und Glamour.

Das Retro-Flair hält sich allerdings in Grenzen, nur ein Hauch von Las Vegas liegt in der Luft und schwängert sie mit Orchester-Samples, die Agentenfilm-Soundtracks alle Ehre erweisen würde. Dazu ein paar schneidige Synthie-Fanfaren über munterem Gezirpe, ein paar Break-Beats – und fertig ist der Ohrwurm. In meinem CD-Player hat er´s recht behaglich und bleibt gern noch ein Weilchen drin liegen. Take 2 („Whenever“) greift auf die Hooks von „The Airport Freeze“ zurück, versieht sie mit einer nervigen weiblichen Stimme, Philly-Bläsern und -Streichern sowie mit herrlichem Moog-Gequäke.

Take 3 („My prophetic soul“) ist eine super-groovige und super-fette (phatte?) House-Nummer mit dezentem Acid-Anstrich und kellermäßigem Geblubber, souligen Synthie-Schwaden, versprengten Scratch-Einlagen und den gewohnt hibbeligen Beats.

Mucho Macho orten den Publikumsnerv nicht ganz so punktgenau wie Big-Beat-Godfather Norman Cook, dafür haben sie die Eleganz und den Kitsch von Air. Nette Sache das. Gern mehr davon, zum Beispiel das komplette Album!

Mucho Macho: The Airport Freeze
(Wiiija/Alternation/Intercord)

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