Alan Furst: The Polish Officer

OK, geplant war es nicht, und das aktuelle Buch des Autors ist es auch nicht, aber solange wir auf die Taschenbuchausgabe von Alan Fursts „The Foreign Correspondent“ warten, erlauben wir uns einen Hinweis auf sein 1995 erschienenes „The Polish Officer“. Auch wenn Furst einer der wenigen Autoren ist, dessen neueren (seit 2000 erschienenen) Bücher recht zeitnah übersetzt vorliegen, steht zu erwarten, dass dieses Buch nur dann noch in deutscher Übersetzung erscheint, wenn die Verkaufszahlen der aktuelleren Bücher hoch genug sind (was immer das bedeuten mag).

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Sandra Scoppettone: This dame for hire

Sandra Scoppettone führt ein außergewöhnliches Autorenblog. Eines der wenigen, die ich regelmäßig lese. Schwerpunkt ihrer meist etwas depressiv getönten Einträge ist ihr Motivationsverlust, der daraus resultiert, dass ihr Verlag ihr die Zusammenarbeit gekündigt hat. Nach über einen Dutzend Bücher und Jahren als Schriftstellerin steht die, früher auch schon ins Deutsche übertragene Autorin offensichtlich ohne Verlag da und weiß nicht so recht, wie es weiter gehen soll.

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Anne Argula: Homicide My Own

(Dieses ist die dritte Besprechung eines der diesjährigen Kandidaten für den Edgar, Kategorie „Bestes Taschenbuch“.)

Mit dieser Art von Krimis haben sie nicht gerechnet, die Herrschaften des Detection Clubs , die einst Regeln für „ehrliche“ Detektivromane festlegten: Krimis die mit Nebenwelten, Seelenrecycling, dem Übersinnlichen buhlen. Es scheint auch schwer vorstellbar, wie etwas das die Regeln unserer Welt außer Kraft setzt, mit den strengen Regeln eines Krimis vereinbar sein soll. Aber es geht, wenn der Autor seine fiktive Welt ernst nimmt und gleichzeitig deren Grenzen zu den Krimiregeln konsequent beachtet. Duane Swierczynskis gelungener Erstling „Secret Dead Men “ ist so ein Beispiel, und befriedigende Ergebnisse liefern auch die Bücher John Burdetts („Bangkok 8 Men“). Das von Darryl Ponicsan unter dem Pseudonym Anne Argula verfasste Buch, mit dem so eigenartigen Titel „Homicide My Own”, können wir ab jetzt ebenfalls hinzuzählen.
Eigentlich ein Routinejob, den Quinn, die Ich-Erzählerin und Odd, ihr Partner zu erledigen haben: Die beiden Polizisten sollen einen erwachsenen Mann überstellen, der mit einem 14jährigen Mädchen eine sexuelle Beziehung gehabt haben soll. Sechs Stunden brauchen sie, um zu einem Indianerreservat auf einer kleinen abgeschiedenen Insel an der Grenze zu Kanada zu kommen, wo der Mann festgehalten wird.

Dort angekommen, müssen sie warten. Der Verdächtige ist noch nicht bereit für die lange Fahrt. Während sie warten, stoßen sie auf ein Relikt des einzigen ungeklärten Verbrechens, welches auf der Insel passierte. Über 30 Jahre ist es her, dass zwei Teenager in ihrem Auto erschossen wurden. Eine eigenartige Faszination scheint dieser Fall auf Odd auszuüben. Erst von Quinn kritisch beäugt, dann von ihr unterstützt, macht er sich auf, den Fall zu lösen.

Ein eigenwilliges und gewagtes Buch, soviel sei verraten, ist das was uns „Anne Argula“ da präsentiert. Aber eines, das in meinen Augen funktioniert. Witzig ist es, aber ohne diesen brachialen „Jungmännerwitz“, der Humor-Krimis häufig dominiert, bei denen üblicherweise Blut in Strömen fließt und die mit ihren überdrehten Actionszenen und gewollt komischen Dialogen auftrumpfen. Nein, der Humor dieses Buches ist etwas hintergründiger, aber nicht weniger komisch.

Quinn zum Beispiel. Prämenopausal, von Hitzewallungen gepeinigt, hat sie es wirklich nicht leicht. Während Odd so langsam Fähigkeiten entfaltet, die seinem Namen alle Ehre machen, wird sie über die Insel getrieben, wo sie doch nur heim möchte und Ruhe will. Dabei (und deshalb funktioniert das Buch) erarbeitet sich Odd seine Ergebnisse zwar mit ungewöhnlicher Methodik, aber seine Befragung der Zeitzeugen und seine Bewertung von Indizien und Untersuchungsergebnissen ist streng regelkonform.

„Homicide My Own“ ist ein Buch, welches nicht jedem gefallen wird. Diejenigen die auf der Suche nach den großen -logien sind, wird es zu wenig angemessen und zu spielerisch erscheinen. Allen anderen jedoch ist ein originelles Vergnügen sicher.

Anne Argula: Homicide My Own. 
Pleasure Boat Studio 2005. 219 Seiten. 14,50 €
(noch keine deutsche Übersetzung)

Robert Greer: Head Shock

Unsterblichkeit, Unverletzlichkeit, Selbstheilung. Die moderne medizinische Grundlagenforschung ist auf der Suche, die Grundsehnsüchte der Menschheit zu befriedigen. Untersuchungsobjekt sind heutzutage allerdings noch die einzelnen Zellen, aus denen unser Körper aufgebaut ist und deren Umgang mit Stress sowie die Möglichkeiten, entstandene Schäden an der genetischen Ausstattung der einzelnen Zellen zu reparieren.

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Thomas H. Cook: Red Leaves

Dieses ist die zweite Besprechung eines der diesjährigen Kandidaten für den Edgar, Kategorie „Bestes Buch“.

Auch die Bücher Thomas H. Cooks wurden bisher nur sporadisch ins Deutsche übertragen. Insgesamt sechs Mal wurde Cook für einen der Edgar nominiert. 1997 gewann „The Cladham School Affair“ den Preis für das „Beste Buch“. Einen durchschlagenden Markterfolg sicherte ihm dieses aber auch in den USA nicht. Bekannt für seine eigenständigen und sehr literarischen Krimis gehört er zu der Kategorie der Autoren, die eher 10.000 als 100.000 Bücher verkaufen. Für das vorliegende Buch hatte er sich sogar einen neuen Verlag suchen müssen.

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Terrill Lee Lankford: Earthquake Weather

Terrill Lee Lankfords Buch „Earthquake Weather“ verspricht viel. Es beginnt mit einem Erdbeben und endet mit dem ungesühnten Mord an O.J. Simpsons Frau und deren Liebhaber, dazwischen der Kosmos Hollywoods: Mitten in der Nacht, ein Beben so groß, dass die Bücherregale von den Wänden stürzen und man fürchten muss, der Himmel falle einem auf den Kopf. Die Menschen Kaliforniens rennen auf die Strassen. Im Schatten der großen Bedrohung kommen sie sich näher, und Nachbarn, die sich nie wahrgenommen haben, lernen einander kennen.

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Andrew Vachss: Two Trains Running

Locke City, eine kleine fiktive Ortschaft im amerikanischen Mittelwesten befindet sich Ende der 50er Jahre, nach dem Untergang der dortigen Industrie, unter der väterlichen Kontrolle des lokalen Verbrechens. Den Bewohnern der Ortschaft geht es gut. Royal Beaumont hat Glückspiel, Sex und Alkohol so geschmeidig organisiert, dass auch gerne Besucher benachbarter Landkreise in diesen friedvollen Hort des Vergnügens kommen.

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Ken Bruen und Jason Starr: Bust

Ken Bruen und Jason Starr sind zwei auch für ihren hintergründigen Humor bekannte Autoren. Anders als z.B. Carl Hiaasen oder Christopher Brookmyre beugen sich die beiden nicht dem Primat des Humors, sondern sie schreiben Noirs, die sie mit ironisch schwarzem Humor würzen. Dass die beiden Autoren für ein Buch zusammengekommen sind, liegt vermutlich daran, dass der in Irland lebende und einst als Sicherheitskraft im UN-Gebäude tätige Ken Bruen auf einem der „Krimi-Convents“ den in New York lebenden Jason Starr traf und man beschloss, die gemeinsamen Interessen bei einem Zug durch die Kneipenwelt New Yorks auszuloten. Ein Wort gab wohl das andere und am nächsten Morgen könnte das Gerippe einer Story und so mancher „One-liner“ fertig gewesen sein.

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Yasmina Khadra: Nacht über Algier

Algerien 1987/1988, im Spätherbst der sozialistischen Republik: In Yasmina Khadras Buch „Nacht über Algerien“ treffen wir auf ein Land, das wirtschaftlich heruntergekommen, politisch verkommen und in gesellschaftlicher Auflösung begriffen wirkt. Kommissar Llob, aus früheren, jedoch in jüngerer Zeit spielenden Büchern Khadras bekannt als unangepasster Ermittler, der meint Recht über Reichtum und Gerechtigkeit über Macht stellen zu können, wird durch zwei Geschichten aus seiner herbstlichen Lethargie gerissen. Zwei Geschichten, die sich umkreisen wie die Rauchfahnen zweier Düsenjets bei einer Flugschau, um sich dann im Verlauf der Zeit miteinander zu vereinen und ein untrennbares Gebilde darzustellen.

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Victor Gischler: Suicide Squeeze

Das Objekt der Begierde ist eine Sammelbildkarte Joe DiMaggios, Baseballstar der 30er und 40er Jahre, versehen mit den Unterschriften des Sportlers, Marilyn Monroes, mit der DiMaggio verheiratet war, sowie der von Billy Wilder, einem der Regisseure Monroes. Die Karte gerät ins Gesichtsfeld Ahira Kurisakas, eines japanischen Multimilliardärs, der meint sie besitzen zu müssen, um einen Sammlerkonkurrenten auszustechen. Koste es was es wolle. Eine ganze Meute von Personen macht sich auf die Suche nach der Karte, als dieses Interessen bekannt wird, denn die Karte ist verschwunden und soll Raub der Flammen geworden sein.

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Gary Phillips: The Perpetrators

Die Aufgabe: Lina Guzman, eine Drogenkönigin von Tijuana, Mexiko nach Sacramento, Kalifornien zum Gespräch mit dem Staatsanwalt bringen. Das Problem: Samson Twelvetrees, der Konkurrent Lina Guzmans, will sie tot. Er ist bereit, alles einzusetzen was er hat, um die Ankunft in Sacramento zu verhindern, denn Lina Guzman hat einen Deal mit dem Staatsanwalt und will auspacken. Der Durchführende: Marley, ehemaliges Mitglied eine Spezialeinheit der Armee, ressourcenreich, kaltschnäuzig im Kampf und moralisch integer im Leben.

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D.B. Blettenberg: Null Uhr Managua

Nicaragua in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts, dass ist eine endlose Abfolge von Gewalt. Ein Bürgerkrieg und der Kampf gegen die Contras haben das Land zerrissen, das Volk gezeichnet, seelische und körperliche Krüppel auf den Strassen zurückgelassen. Als 1991 die Sandinisten die politische Macht in freien Wahlen verloren, machte sich international Hoffnung breit, dass das Land Frieden finden könne.

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