Granfaloon Bus: Rocket Noon

Obwohl mir die Fiedel als Instrument im Kontext von sogenannter Indie-Musik (im weitesten Sinne) normalerweise überhaupt nicht reingeht, weil sie mich mit ihrem Gequietsche bis zum Zahnweh nervt, muß ich hier eine Ausnahme machen. Leicht athmosphärisch, beschwingt und überhaupt nicht zukleisternd wird die Geige zur Untermalung der Melodieführung der Gitarre zur Seite gestellt. Stellt euch die Violent Femmes ohne den übertriebenen Pathos vor, den sie ab der zweiten Platte an den Tag legten. So schön kann zeitgemäßer Folk klingen. Auch Instrumente wie Accordion, Mandoline, Harmonica und Tambourin werden genial in Szene gesetzt.

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Throw That Beat: Sex Tiger

‚…In The Garbagecan‘, so lautete ihr Name noch vor zwei Platten. Wer noch nie von den deutschen Gitarrenpoppern gehört hat, der kann sich ‚Sex Tiger‘ anhören und weiß automatisch was die Band vorher fabriziert hat. Es hat sich wenig getan im Hause Throw That Beat. Immer noch spielen sie diesen zuckersüßen Gitarrenpop ohne Ecken und Kanten, dafür mit allzugroßer Stromlinienförmigkeit. Ist an ihnen jeder Trend vorbeigegangen? Auf der einen Seite finde ich es geradezu bewundernswert, wenn Musiker sich nicht anpassen wollen, aber eine Band, die sich zusehendst selbst kopiert, die nicht mal den Sound ändert, wird irgendwann gegessen sein und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

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Butthole Surfers – Pepper

Waren die Butthole Surfers einst Aushängeschild des Undergrounds in Vollendung – denn sie machten das wonach ihnen der Sinn stand ohne Rücksicht auf Stilbrüche- sind sie nun ambitioniert auch mal Kohle mit ihrer Musik zu verdienen. Das ist sehr leicht nachvollziehbar, denn von Kult und ausverkauften Jugendzentren will man ab einem gewissen Entwicklungsschritt auch nichts mehr wissen.

Also, kein Ausverkauf sondern Ehrlichkeit. Es ist ja auch geradezu offensichtlich und fast schon platt, wenn MTV-Kompatibilität durch die Adaption Beckscher Stiltugenden erspielt wird. Der Rest der Single ist halt Füllmaterial und ein Remix des Titelsongs. Die volle CD hab ich noch nicht zu Ohren bekommen, wird aber insgesamt etwas weniger peinlich sein als dieser Versuch (der auch noch erfolgreich ist) den Fernsehschirm zu erobern.

Lush – 500 (Shake Baby Shake)

Mittlerweile die dritte Auskopplung aus ihrem letzten Album ‚Lovelife‘ und auch hier gibt es keinen Ausfall. Das Klassenziel hat man in der britischen Pop-Liga als Neueinsteiger längst erreicht, meiner Meinung nach sogar übertroffen. Die Zeiten der schwindsüchtigen, noisigen Schwebemusik mit Engelschorälen sind vorbei und Lush eroberten gleich mit der ersten Single (sinnigerweise) ‚Singlegirl‘ Anfang des Jahres den Britpopmarkt im Sturm, liessen solche Bands wie Echobelly sogar auf der Strecke liegen. Wer demnächst ein Picknick planen sollte, darf auf keinen Fall die neue Lush zu Hause vergessen.

Einstürzende Neubauten – Stella Maris

Ambitionierte Kunst oder Kunstkacke? Da gibt es wohl nur Liebhaber auf der einen Seite und Hasser auf der anderen. Entwickelt haben sich die Jungs um Blixa Bargeld auf alle Fälle, weg von der Industrial-Schizo-Musik, hin zur brechtgeschwängerten Minne. Und alle die, die Germanistik studieren aufgepasst, dies ist ein lyrischer Leckerbisen, die Poesie kennt keine Grenzen. Damit wäre dann die zweite Frage fällig:

a) Trochäus, oder
b) Dactylus, oder
c) Jambus? 

Die Antwort bitte an die Redaktion und als Preis winkt die Reclam-Ausgabe von Goethes Faust in der Auflage von 1972.

Meat Beat Manifesto: Subliminal Sandwich

MBM haben sich entwickelt – weg von einem Stilgulasch aus Consolidated-, The Disposable Heroes Of Hiphoprisy- und Orbital-Elementen, hin zu einem weiteren Trip-Hop-Act, wenn auch mit einer ganz eigentümlichen Note.

Gespannt war ich auf den Nachfolger des 92er-Meisterwerks ‚Satyricon‘, das nach wie vor einen eigenen Mikrokosmos darstellt: Unter einem Dach versammelten sich die verschiedensten Musikstile, wie Rap, Indie (der Früh-Neunziger 4AD-Phase), Industrial und Sythie-Pop zu einem Stelldichein. Mittlerweile hat sich Mastermind Jack Dangers von seinem Mitstreiter Jonny Stephens verabschiedet und arbeitet mit diversen Gastmusikern zusammen. Mutmaßlich liegt in dieser veränderten Konstellation der Grund für den stark modifizierten Stil alter Tage:

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Beck: Odelay

Vorbei sind die Tage des Homerecordings: schon lange hat der Lo-Fi-Bastler Beck Hansen seine Vergangenheit begraben, genau gesagt mit der Veröffentlichung von ‚One Food In The Grave‘, eine Post-‚Mellow Gold‘-Collection alter Krach und Folk-Implosionen. Nur allzu verständlich wird dem Erfolg von ‚Loser‘ Nachschub geleistet und da heutzutage die Mittel und Gelder vorhanden sind, dürfen die Dust-Brothers (u.a. Beastie Boys) an den Knöpfen drehen, um den Weirdo-Sound recht in Szene zu setzen.

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Blind: Life Guard

Die Rezension dieser CD scheint eine besonders kniffelige Angelegenheit darzustellen, da keine(r) meiner Kolleg(Inn)en es wagen wollte nur eine Zeile zu schreiben- aus verständlichen Gründen: in einer überschaubaren Saarbrücker Musikgemeinde ist es nicht sehr verwunderlich, daß einige Hinter-Net!-Mitarbeiter über Umwege oder direkt mit Blind in Kontakt stehen, oder gar in der Band selbst mitwirken.

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Supersuckers: Sacrilicious

Ihren Namen haben sie von einem Pornofilmtitel abgeschaut, sie trinken gerne Budweiser und ihr Produzent heißt Paul Leary, seines Zeichens Frontmann der legendären Butthole Surfers. Man kann sich lebhaft vorstellen was bei solchen Indizien im Studio abging, wenn man den 14 Titeln lauscht. Hier wird in bester Stoogesmanier der heutigen Medien-Hülse Punkrock neues Leben eingehaucht und an manchen Stellen meint man sogar GG Allin wäre aus dem Totenreich zurückgekehrt um bei der Produktion mitzufeiern.

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Buffalo Tom: Sleepy Eyed

Bei Buffalo Tom verhält es sich fast wie bei den Ramones oder AC/DC. Man weiß schon vor dem Kauf was einen erwartet: Hochmelodischer U.S. Gitarrenrock der Marke Moving Targets. Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Veröffentlichungen offenbart sich nur durch die Güteklasse der Songs. War man mit „Let Me Come Over“ auf dem Höhepunkt der songschreiberischen Kreativität angelangt, ging es mit dem Nachfolger „Big Red Letter Day“ bergab.

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Sampler: L’amigamore

Keine gewöhnliche Compilation, aber das wäre bei dem Selbstanspruch von L’age D’or verwunderlich gewesen. Es wurden nur deutsche Künstler auf den Sampler gepackt, was ja im Hinblick auf den sonstigen Output des Labels nicht ungewöhnlich erscheint. Hingegen ist der Fakt, daß sämtliche Interpreten die Gemeinsamkeit aufweisen, nämlich Tanzmusik in den 60er Jahren, dazu noch in der DDR, gemacht zu haben, eine Kuriosität.

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Filter: Short Bus

Eigentlich merkwürdig, wenn einige sogenannte Fachblätter bei den Merkmalen harte Gitarren, verzerrter Gesang und Drumcomputer auf den Begriff „Industrial“ kommen. Filter gehören in die Rubrik „Industrial“ genauso wenig wie die musikalisch artverwandten Ministry oder Lard. Ein geeigneter Name für diese Schublade muß erst noch gefunden werden. Der Unterschied zu den genannten Vorreitern liegt im filterschen Hardcoreverständnis.

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Royal Trux: Thank You

Nun da die Rolling Stones der Welt noch einmal zeigen wollen, wer im Musikbiz die einflußreichste Band war und ist, werden Epigonen der „Sticky Fingers“-Phase – namentlich „Royal Trux“- zu einer Vorzeigekopie. Die Unterschiede zwischen den ehrwürdig ergrauten Herren Jagger und Co. liegen klar auf der Hand:
1)Erstere haben (immer noch) die besseren Songs,
2) Erstere können wirklich ihre Instrumente bedienen und
3) hat Mick Jagger trotz seines fortgeschrittenen Alters immer noch mehr Sex Appeal als die hippieske Jennifer Herrema.

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Ol´ Dirty Bastard: Return To The 36 Chambers

The Other Face Of Hip Hop – The baddest, meanest guy in the music business. So kündigt er sich an und von Übertreibung kann man nicht mal sprechen. Hier bekommt der geneigte Hörer eine eindeutige Antwort auf die Frage, was Hardcore im Hip Hop-Kontext wirklich bedeutet. Vergeßt selbsternannte Gangster wie Bushwik Bill, Wilie D. und Scarface – here is the real dope. Alleine die Art und Weise, in der Ol‘ Dirty Bastard seine Gedankenergüsse dem Publikum näher bringt, ist einzigartig. Wenn sich das personifizierte Böse in Ekstase rappt, kommt der Schaum von seinem goldzähnegeschmückten Mundwerk förmlich aus den Boxen gekrochen.

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Interview: Sharon Stoned

Es scheinen bessere Zeiten anzubrechen! Wenn eine Band wie Sharon Stoned ausgiebig tourt und noch (relativ) viel Unterstützung von Seiten der deutschen Musikmedien erhält, gibt dies Anlaß zur Hoffnung für alle, die das „Mein Gott was sind wir so hart“-Ding satt haben. Noch verwunderlicher erscheint die Tatsache, daß 250 zahlende Gäste den Weg in das Dampfbad „Haifischbar“ nach Saarbrücken gefunden hatten, dachte ich immer, daß diese Stadt eine Art Wasteland für artverwandte Musik darstellt. Ein Hoch also auf Mingo Diener, den Herausgeber des „GOAR“, der die hohe Kunst Christofer Uhes schon zu Speedniggs-Zeiten, zu schätzen wußte. . .

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